Sony Stereo Cassette Player WM-2 (1980)

Foto: Klaus Polkowski

Das Walkman-Fieber greift um sich

1979 brachte der japanische Konzern Sony das erste Walkman-Modell, den TPS-L2, auf den Markt. Der portable Kassettenrecorder mit Kopfhörern wurde in den 1980er-Jahren international äußerst populär. Nachdem tragbare Radiogeräte schon Jahrzehnte früher zu Verkaufsschlagern geworden waren, etablierte der Walkman das mobile Hören selbstausgewählter Musik. Doch das Gerät sorgte nicht nur für positive Reaktionen, denn kritische Stimmen prognostizierten physische und psychische Schäden durch den Walkman-Gebrauch. Einerseits wurde befürchtet, das Tragen von Kopfhören in der Öffentlichkeit könnte das Unfallrisiko drastisch erhöhen, andererseits warf man insbesondere der Jugend eine zunehmende Abschottung von der Außenwelt vor. Die Gerätegattung wurde im Laufe der 1980er-Jahre allerdings derart erfolgreich, dass der Walkman sich aller Kritik zum Trotz fest etablierte und das Hören von Musik mit Kopfhören in der Öffentlichkeit salonfähig wurde.

Das Dossier ist in drei Abschnitte geteilt. Sie können es mithilfe der Buttons entweder chronologisch oder thematisch lesen. Eine Infobox zur Geschichte des Kopfhörers bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

Objektbeschreibung

Das Objekt gehört zur Audiogeräte-Sammlung des Zentrums für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Es gelangte als Schenkung einer Privatperson in den Bestand des Zentrums und befindet sich in funktionstüchtigem Zustand. Der Sony WM-2 zeichnet sich durch einen quaderförmigen Körper mit leicht gerundeten Kanten aus. Bei Maßen von 29,5x109x80 mm (T/H/B) weist das Gerät ein Gewicht von 280 g inklusive Batterien auf. Die Oberfläche ist überwiegend in Grau-Metallic gehalten und wird durch schwarze Teiloberflächen sowie weiße Beschriftungen ergänzt. Auf der Vorderseite sind der Firmenschriftzug und der Modellname Stereo Walkman II platziert, es existiert allerdings auch eine Variante des WM-2, dessen Beschriftung das Gerät lediglich als Stereo Walkman ausweist. An der rechten oberen Ecke der Vorderseite finden sich die Benutzerschnittstellen, also Drucktasten für die Abspiel-, Stopp- und Spulfunktionen und ein Drehregler für die Einstellung der Wiedergabelautstärke. An der rechten Seite des Gehäuses ist ein Schiebeschalter verbaut, den die Bedienungsanleitung als Bandsortenwahlschalter ausweist. Dieser ermöglicht die Wahl zwischen den Einstellungen Norm und Metal, wobei die zweite laut Bedienungsanleitung für die Wiedergabe von Reineisenbändern auszuwählen ist. Dabei handelt es um ein Ende der 1970er-Jahre eingeführtes Kassettenformat, das sich hinsichtlich der Wiedergabequalität dem Standard von Tonbändern annähern sollte. An der gegenüberliegenden Seite ist ein Schieberegler angebracht, um das Kassettenfach auf der Rückseite zu öffnen. Ein kleines Sichtfenster gibt den Blick auf die Bandspulen und während des Betriebs auch auf den Abspielvorgang frei. Zudem verfügt der WM-2 über drei Buchsen: einen Eingang für den Netzadapter an der rechten Seite und zwei Kopfhörerausgänge an der Oberseite. Zum Gerät gehört überdies ein Kopfhörer, der ebenfalls in Grau-Metallic gehalten ist, sich aber zudem durch orangene Schaumstoffüberzüge der Lautsprecher auszeichnet. Da das Gerät über zwei Kopfhörerbuchsen verfügt, ist auch das Hören zu zweit möglich. Am Kopfhörerkabel befindet sich ferner ein orangener Druckknopf, dessen Betätigung den Pegel senkt. Diese Funktion sollte dafür sorgen, bei Bedarf die Stimme des Gegenübers oder Umgebungsgeräusche besser zu hören. Inbetriebnahme und Handhabung des Walkman sowie des Kopfhörers werden in der Bedienungsanleitung ausführlich durch Illustrationen erläutert. Hier zeigt sich, dass die Handhabung des portablen Kassettenrecorders zur Zeit seiner Markteinführung durchaus erklärungsbedürftig war. Zum Produkt gehört zudem eine schwarze Halterung, die die Befestigung des Geräts am Hosenbund oder am Gürtel ermöglicht, ebenso lässt sich der Walkman mithilfe eines Bandes um den Hals hängen.

Das Gerät wurde im Januar 1982 in München bei radio fröhlich, Spezialgeschäft für Hi-Fi-Stereo, TV und Video, erworben. Für den damals 22-jährigen Käufer handelte es sich angesichts des Preises von 290 D-Mark, dies wurde in privater Korrespondenz ausdrücklich betont, um eine nicht gerade alltägliche Investition (vgl. Ziegler 2020: o. S.). Der Walkman befindet sich in weitgehend unversehrtem Zustand, die Oberfläche weist nur einige kleinere Kratzer auf. Er ist überdies funktionstüchtig, allenfalls der etwas lockere Schiebeschalter zum Öffnen des Kassettenfachs schränkt die Benutzbarkeit geringfügig ein. Das Kassettenfach öffnet sich dadurch schon bei kleineren Bewegungen und der Abspielvorgang kann auf diese Weise unterbrochen werden. Der Gesamtzustand des Geräts lässt auf einen pfleglichen Umgang und auf eine sorgsame Aufbewahrung in privaten Sammlerhänden schließen.

Der Ursprungsmythos des Walkman

Um die Urheberschaft des Walkman ranken sich verschiedene Mythen. Gemeinhin gilt der japanische Unternehmer Akio Morita, der den Konzern Sony gemeinsam mit Ibuka Masaru gründete, als Schöpfer des Geräts (vgl. du Gay et al. 1999: 42). Der ›Morita-Mythos‹ wurde auch in deutschen Medien kolportiert, beispielsweise in der Zeitschrift stereoplay. In einem 1981 veröffentlichten Artikel ist zu lesen, Moritas Frau habe sich über die laute Musik geärgert, die ihr Mann während gemeinsamer Autofahrten zu hören pflegte. Daraufhin habe der Unternehmer ein portables Abspielgerät mit Kopfhörern ersonnen und in Produktion gegeben (vgl. Bitzer 1981: 13). Es ist freilich schwer vorstellbar, dass die Kreation eines serienfähigen Geräts auf eine Einzelperson zurückgehen konnte (vgl. Mareis 2010: 12). Akio Morita avancierte aber insbesondere infolge seiner vermeintlichen und zum ›Geniestreich‹ stilisierten Erfindung zu einer Symbolfigur des technologischen Fortschritts und des Wohlstands Japans nach dem Zweiten Weltkrieg (vgl. du Gay et al. 1999: 45). Die Debatten rund um die Urheberschaft des Walkman setzten sich bis in die 2000er-Jahre fort, denn der deutsch-brasilianische Erfinder Andreas Pavel hatte sich bereits 1977 die Patentrechte für ein vergleichbares Gerät gesichert: den Stereobelt. Nach der zwei Jahre später erfolgten Markteinführung des ersten Sony Walkman bemühte sich Pavel um die Klärung der aufkommenden Patenstreitigkeiten und befand sich daraufhin jahrzehntelang im Rechtsstreit mit dem japanischen Unternehmen. Sony wies jegliche Vorwürfe bezüglich etwaiger Urheberrechtsverletzungen lange Zeit von sich, erst fünf Jahre nach Moritas Tod einigte sich der Konzern 2004 außergerichtlich mit Pavel (vgl. Kerbusk 2004; Tuhus-Dubrow 2017: 49–88). Zeitlebens gelang es Akio Morita somit, den Mythos um seinen ›Geniestreich‹ weitgehend aufrecht zu erhalten.

Bezüglich des Namens des Geräts soll es zwei Vorbilder gegeben haben. Einerseits den Sony Pressman, einen portablen Kassettenrecorder für Journalist*innen, und andererseits das sogenannte Walki Talki, also ein Funkgerät. Anfangs habe man jedoch den »›ungrammatical‹ name« (vgl. du Gay et al. 1999: 56) mit Skepsis betrachtet, und ging davon aus, dass er für anglophone Muttersprachler*innen sonderbar klingen würde. Infolgedessen wurde das Gerät bspw. in den USA und Großbritannien zunächst als Sound-About und Stowaway verkauft (ebd.: 55 f.). Schließlich jedoch setzte sich der Name Walkman durch und entwickelte sich zur Marke bzw. zum Synonym für die Gerätegattung an sich (vgl. ebd.).

Taschen- und Fahrradempfänger. Frühe mobile Abspielgeräte von und für Radiobastler*innen Im Laufe der 1920er- und 1930er-Jahre entwickelte sich das Radiobasteln zur beliebten Praxis in verschiedenen Industrienationen, so auch im Deutschen Reich, und erfreute sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg großer Popularität (vgl. Kirpal 2006). Amateur*innen erstanden im Fachhandel die benötigten Bauelemente und stellten eigene Geräte für den Rundfunkempfang her, die entsprechenden Bauanleitungen wurden mitunter in einschlägigen Fachzeitschriften abgedruckt. Bisweilen handelte es sich dabei auch um Anleitungen, die es einem weniger fachkundigen Publikum ermöglichten, Radiogeräte nach detaillierten Vorgaben zusammenzubauen. Anhand solcher Quellen lässt sich nachvollziehen, dass schon in den 1950er-Jahren portable Abspielgeräte mit Kopfhöreranschluss konstruiert worden waren, die deutliche Parallelen zum Walkman aufweisen. Ferner wurden Entwürfe für tragbare Miniaturempfänger präsentiert, die sich erheblich vom damals populären Kofferradio unterschieden.

Besonders deutlich zeigen sich die Parallelen zum Walkman im Falle des Taschenempfängers Bergkamerad, den der Konstrukteur Konrad Sauerbeck Anfang der 1950er-Jahre entwickelt hatte (Abb. 1). Sauerbeck hatte sich seinerzeit auf die Herstellung miniaturisierter Radioempfänger spezialisiert, worauf der Name seines Betriebes MIRA, abgeleitet von Miniaturradio, rekurrierte (vgl. Bechen 2006: 18). 1953 präsentierte Sauerbeck seine Konstruktion in der Zeitschrift Funkschau und erkannte hinsichtlich tragbarer Empfänger mit Kopfhöreranschluss eine Marktlücke:

Neben den handelsüblichen Reiseempfängern für Lautsprecher-Wiedergabe, die teilweise schon ein recht geringes Gewicht besitzen, fehlt immer noch ein ausgesprochenes Taschengerät für Kopfhörerempfang, das beim Bergsteigen, Klettern und Skifahren zum Abhören der Wettervorhersage und zur Unterhaltung im Quartier gute Dienste leistet. (Sauerbeck 1953b: 9)

Der Bergkamerad besaß bereits zwei Kopfhörereingänge – wie später der Sony Walkman – und wurde von Sauerbeck so konstruiert, dass eine möglichst bequeme mobile Nutzung gewährleistet werden konnte: »Als sehr praktisch hat sich ein Gehäuse erwiesen, bei dem die Bedienungsknöpfe oben liegen […]. Man kann das Gerät wahlweise in einer Tragtasche mit Schulterriemen oder in einer Tasche des Anorak unterbringen und braucht es beim Hören nicht herauszunehmen« (ebd.). Wenig später präsentierte der Konstrukteur ein »Lautsprecher-Zusatzgerät« (Sauerbeck 1953a: 45) für den Bergkamerad, in das der Taschenempfänger eingesetzt werden und so bei Bedarf zum Kofferradio umfunktioniert werden konnte. Das Bedürfnis der Bastler*innen nach kleinsten mobilen Empfängern äußerte sich insbesondere in Anleitungen zum Bau einer weiteren Gerätegattung: dem Fahrradempfänger. In der Zeitschrift Funkschau erschien 1951 ein Artikel, in dem zunächst die Frage gestellt wurde, ob es sich bei derartigen Konstruktionen um einen Aprilscherz handele – diese beantwortete der Autor schließlich mit »[n]ein und ja« (Fischer 1951: 132). Indes sei auch hier eine Marktlücke zu konstatieren gewesen: »Obwohl die Geräteindustrie alle möglichen Empfängertypen herstellt, werden besondere Fahrradempfänger bisher nicht fabriziert« (ebd.). Eine andere Abbildung zeigt die mit dem Artikel veröffentlichte Illustration des Empfängers. Anleitungen für Fahrradempfänger wurden in der Folge immer wieder veröffentlicht (vgl. bspw. Anonym 1952b). Debatten über miniaturisierte Abspielgeräte unterschiedlichster Art wurden in Fachkreisen also schon Jahrzehnte vor der Markteinführung des Sony Walkman geführt.

Abb. 1: ​MIRA-Bergkamerad. Werbefotografie.
Foto: Funkschau 1/1953, S. 9

infobox geschichte des kopfhörers

Mit dem Walkman wurde der mobile Gebrauch von stereofähigen Kopfhörern populär (vgl. Weber 2010: 352), indes wurden Kopfhörer schon in den 1920er-Jahren in verschiedenen Kontexten verwendet. Die Gerätegattung geht auf die Entwicklung des medizinischen Stethoskops zurück (vgl. ebd.: 341), bereits frühe Münzphonographen waren mit sog. Hörschläuchen ausgestattet, mittels derer die auf Wachswalzen gespeicherten Klänge abgehört werden konnten (vgl. Gauß 2013: 30), und auch Diktiergeräte wurden bisweilen in Kombination mit Hörschläuchen genutzt (vgl. Gauß 2009: 221). Im Laufe der 1920er-Jahre war der Gebrauch von Kopfhörern bereits verbreitet. Sie wurden für gewöhnlich an Detektorempfänger angeschlossen und garantierten die einfachste und verlässlichste Weise des Radiokonsums. Insofern war es auch durchaus üblich, dass sich mehrere Nutzer*innen mit Kopfhören um den Empfänger versammelten, bis schließlich gegen Ende der 1920er-Jahre der Qualitätsstandard für Radiolautsprecher nach und nach stieg (vgl. Klassen 2016: 284 f.). Die frühen Kopfhörer wurden häufig einohrig konstruiert. Dies lag einerseits daran, dass stereophones Hören ohnehin noch nicht möglich war, zum anderen garantierte das Hören mit nur einem Ohr die gleichzeitige Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen. Das vollständige ›Abtauchen‹ in Klangwelten, das später im Rahmen der Walkman-Rezeption umfassend kritisiert werden sollte, war zu Frühzeiten des Kopfhörers also nicht unbedingt erwünscht (vgl. Weber 2010: 343). Doch auch binaurale Modelle wurden zu dieser Zeit gefertigt, wie ein Prospekt des Unternehmens SABA aus dem Jahr 1930 verdeutlicht. Kriterien des Kopfhörers von »Weltruf«, die in dieser Anzeige aufgeführt werden, sind: bequemer Sitz, höchste Tonreinheit, größte Lautstärke, absolute Permanenz und gesundheitlich einwandfreie Muscheln (SABA Rundfunk-Erzeugnisse 1930/31, 36).

Während Kopfhörer in der Folge des ›Walkman-Fiebers‹ zum Symbol urbaner Mobilität avancierten, wurden sie Jahrzehnte zuvor in gänzlich anderen Zusammenhängen verwendet. In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden sie oftmals als Hörhilfen für Gehörgeschädigte präsentiert (vgl. Weber 2010: 343 f.), was sich noch in den 1950er-Jahren in der Fachpresse fortsetzte. 1952 wurde in der Zeitschrift Funkschau eine von Blaupunkt konstruierte Hörhilfe in Form eines Kopfhörers vorgestellt, der direkt an ein Radiogerät angeschlossen werden konnte (vgl. Anonym 1952b: 190). Zu dieser Zeit wurden Kopfhörer in erster Linie in häuslicher Umgebung als Ersatzgeräte für Lautsprecher eingesetzt, bisweilen wurden sie aber auch an portable Kofferradios angeschlossen (vgl. Weber 2010: 342 f.). Im Zuge der technischen Weiterentwicklung wurden Kopfhörer im Laufe der 1960er-Jahre auch für Hi-Fi-Fans interessant, während sie in diesen Kreisen aufgrund vermeintlich minderwertiger Klangqualität zuvor eher gemieden worden waren (vgl. ebd.: 347). Die Kopfhörer, die zu den frühen Sony Walkman-Geräten gehörten, basierten auf dem Sennheiser HD 414 – ein Modell, das auch in Hi-Fi-Kreisen durchaus Anwendung fand. Sony und Sennheiser hatten hierzu einen Lizenzvertrag ausgehandelt, das Design wurde anschließend miniaturisiert (vgl. Weber 2010: 352 f.). In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der Kopfhörer schließlich zum ubiquitären Phänomen in der Öffentlichkeit – eine Entwicklung, die tatsächlich durch den Erfolg des Sony Walkman in Gang gebracht wurde (vgl. ebd.: 355 f.).

Anfangs adressierte die Sony-Werbekommunikation ein junges Publikum und inszenierte den Walkman als alltäglichen Begleiter aktiver und sportlicher Jugendlicher (vgl. Weber 2008: 183). Davon zeugt eine Werbeannonce für den WM-2, die 1981 in der Jugendzeitschrift Bravo abgedruckt wurde. Das Inserat wird von einer Fotografie dominiert, in deren Mittelpunkt zwei Jugendliche gerückt sind. Sie spazieren in legerer Freizeitkleidung am Strand entlang und sind beide mit einem WM-2 sowie der zugehörigen Halterung und Kopfhörern ausgestattet. Ihrer Gestik und Mimik zufolge scheinen sie sich ganz der gehörten Musik hinzugeben. Rechts unten im Bild wird der Walkman als »[d]as unglaubliche Ding von Sony« tituliert. Es werden sowohl die geringen Abmessungen als auch die klanglichen Qualitäten des Geräts hervorgehoben.

Alsbald stellte sich aber heraus, dass der Walkman nicht nur in jugendlichen Kreisen auf reges Interesse stieß, woraufhin die Produktinszenierungen auch auf Erwachsene zugeschnitten wurden. So zeigt eine doppelseitige Anzeige, die ein Jahr später in der Bravo erschien, einen Mann mittleren Alters, der sichtlich erfreut ein Exemplar des »WM-4 Walkman für Einsteiger« präsentiert. Die Annonce verdeutlicht, dass Sony bereits kurze Zeit nach der Markteinführung des Walkman auf unterschiedliche Zielgruppenanforderungen reagiert und dementsprechend verschiedene Produktvarianten entwickelt hatte. Auf die Vielfalt der Walkman-Modelle wies Sony fortan fortlaufend hin, beispielsweise in einer weiteren Bravo-Anzeige unter dem Titel »Wer wird Walkman des Jahres?« aus dem Jahr 1983 (Abb. 2). Während hier die Robustheit, der Komfort und die Klangqualitäten des Geräts beworben wurden, weist die Inszenierung zudem deutliche Parallelen zur Werbekommunikation des Konzerns Apple auf, die Anfang der 2000er-Jahre für die Vermarktung des iPod etabliert wurde. Apples Produktinszenierungen zeichneten sich zu dieser Zeit durch die sogenannten ›tanzenden Silhouetten‹ aus (vgl. Burton 2014). Somit prägte Sony in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre eine Vermarktungsstrategie für portable Abspielgeräte, die etwa 20 Jahre später eine Renaissance erleben sollte.

Abb. 2: ​Wer wird Walkman des Jahres? Werbeanzeige.
Foto: Bravo 18/1983, S. 20–21

Nach der Einführung auf dem westdeutschen Markt im Jahr 1980 wurde der Walkman schnell zum Verkaufsschlager und Sony verzehnfachte bald die anfängliche Monatsproduktion von 20.000 Stück (vgl. Anonym 1981b: 57). Die Verbraucherzeitschrift test stellte dementsprechend fest: »Das ›Walkman-Fieber‹ griff um sich, die Unterhaltungselektronik hatte wieder einen Umsatzschlager« (ebd.). Auch andere Elektronikkonzerne entwickelten bald ähnliche Geräte. Hinsichtlich der Produktinszenierung stand anfänglich die Sony-Werbekommunikation Pate, wurden die portablen Geräte der Konkurrenz doch ebenfalls als Accessoires sportlicher (und) jugendlicher Nutzer*innen präsentiert. Dies verdeutlicht eine Werbeanzeige für das Modell »Stereomobil« von Panasonic, das nicht nur als handlich und technisch ausgereift, sondern auch als brillant in der Wiedergabe beworben wurde – eine Qualität, die dem Sony Walkman bisweilen abgesprochen wurde. Auch westdeutsche Unternehmen betonten in der Folge die hohe Klangqualität ihrer tragbaren Phonogeräte, beispielsweise der Konzern Grundig. Der Grundig Beat Boy 130 Stereo sorge dank »3-Band Graphic Equalizer« für ein individuell passendes Klangerleben, habe in Produkttests hervorragend abgeschnitten und sorge im Frequenzbereich bis 10 kHz für Ausgewogenheit. Zahlreiche Hersteller betonten den Hi-Fi-Standard, den die portablen Player vermeintlich leisten konnten – im Rahmen kritischer Prüfungen sei dies, so das Fazit der Zeitschrift test, indes nicht zu bestätigen gewesen (vgl. Anonym 1981b). Angesichts solcher Prüfungen geriet Sony zunehmend unter Druck. Im Rahmen eines mehrseitigen Testberichts zu verschiedenen portablen Geräten, den die Verbraucherzeitschrift 1981 veröffentlichte (vgl. ebd.), konnten sich die getesteten Modelle des japanischen Unternehmens ­– TCS-300, WM-2 und TPS-L 2 – nicht positiv von der Konkurrenz absetzen. Während der TPS-L 2 im Gesamten als mangelhaft bezeichnet wurde (vgl. ebd.: 61), galt auch der WM-2 nur als zufriedenstellend und konnte die Redaktion bspw. in der Kategorie Technische Prüfung nicht vollends überzeugen (vgl. ebd.: 60).

Im Verlauf der 1980er-Jahre entdeckten weitere Industrie- und Wirtschaftszweige den Walkman als Vehikel der Werbekommunikation. Die Gerätegattung, insbesondere die zugehörigen Kopfhörer, flankierte bspw. Annoncen für o.b.-Tampons, für Ritter-Sport-Schokolade (unter dem Slogan »Knack-Man«) und für das Sparbuch der deutschen Bundespost (ergänzt um das ›Versprechen‹, dass sich Bewegungsfreiheit auszahle, nicht nur bei der Musik, sondern auch beim Geld). Insbesondere diese Einbindung in die öffentliche Kommunikation verschiedener Industrie- und Wirtschaftszweige verdeutlicht die Popularität des Walkman in den 1980er-Jahren. Grundsätzlich war an diesem Gerät aber nur wenig neu. Es reihte sich vielmehr ein in die Traditionslinien europäischer, US-amerikanischer und asiatischer Geräte, die mobilen Musikkonsum ermöglichten (vgl. du Gay et al. 1999: 44; Weber 2008: 178 f.). In technischer Hinsicht attestierte man dem Walkman dementsprechend eine »funktionale Reduktion« (Hosokawa 1990: 233), sprach bisweilen sogar von einer »Devolution« (ebd.). Bereits in den 1920er-Jahren wurde es üblich, Abspielgeräte mit ins Freie zu nehmen (vgl. Weber 2014: 157), in den 1950er-Jahren florierte das Geschäft mit portablen Radiogeräten (vgl. Weber 2008: 94 ff.) und am Ende desselben Jahrzehnts avancierte der sogenannte Taschenempfänger zum Verkaufsschlager (vgl. ebd.: 119 f.). Ein populäres Beispiel aus westdeutscher Produktion ist bspw. der Siemens Taschensuper T1 (1959), der »erstaunliche Zwerg« verfügte, wie später der Walkman, über einen Kopfhöreranschluss (vgl. Anonym 1959c: 359). Und auch in der DDR wurde das ›Sternchen‹, ein Volltransistor-Taschenempfänger des VEB Stern-Radio Sonneberg, für seine Portabilität bei nur 440 g Gewicht angepriesen (vgl. Anonym 1959a: 30; Anonym 1959b: 3).

Der Walkman erzeugte von Beginn an großes öffentliches Interesse – im Positiven wie im Negativen. 1980 bezeichnete der Spiegel den Walkman euphorisch als »Retter der Phonoindustrie« (Anonym 1980: 281) und feierte das Miniaturabspielgerät, das dennoch »Musik in HiFi-Qualität« (ebd.) zu bieten imstande sei. Einige Monate später behauptete das Magazin, dass sich »[k]aum ein Prominenter der internationalen Wohlklangsbranche« (Anonym 1981a: 210) noch ohne Walkman in der Öffentlichkeit blicken lasse und verwies in diesem Zusammenhang auf Udo Jürgens und Udo Lindenberg sowie auf Herbert von Karajan und Pierre Boulez. Durch die Nennung Karajans und Boulez’, beide prominente Vertreter der musikalischen ›Hochkultur‹, wurde der Walkman auch mit deren Metier bzw. einer ›hochkulturell‹ orientierten Klientel verknüpft. In der Zeitschrift test wiederum wurde wie selbstverständlich argumentiert, dass das Gerät für den Genuss ›hochwertiger‹, ›klassischer‹ Musik absolut nicht geeignet sei – ein Urteil, das im historischen Verlauf auch andere Phonoobjekte traf, beispielsweise Jukeboxes und kleinere Stereoanlagen. Auch der ökonomische Einfluss des Walkman wurde unterschiedlich beurteilt. Angesichts rückläufiger Verkaufszahlen von TV-Geräten und Hi-Fi-Anlagen hätten »die elektronischen Promenaden-Begleiter« (Anonym 1981a: 211) immerhin »ein wenig Schwung in den Laden« (ebd.) gebracht, doch zugleich wähnte man den Walkman schuldig an der Misere der Musikindustrie. Als »japanisches Wunderprodukt« (Anonym 1982a: 176) habe das Gerät die Plattenbranche »hart getroffen« (ebd.), schließlich führten auf Leerkassetten überspielte Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen zu empfindlichen Umsatzeinbußen.

Der Großteil der kritischen Stimmen bezog sich jedoch auf die alltägliche Nutzung des Geräts und die vermeintlich daraus resultierenden psychischen und physischen Gefahren. »Über Sinn und Unsinn dieser neuen Art mobilen Musikgenusses« (Anonym 1981b: 57) – die ja grundsätzlich nicht neu war – ließe sich trefflich streiten, urteilte etwa die Zeitschrift test. Psycholog*innen befürchteten laut dem Magazin Spiegel »überdies, daß bei dem einsiedlerischen Rückzug auf eine scheinbar von der Umwelt akustisch unverschmutzte Ohrenweide auch die letzten Reste zwischenmenschlicher Kommunikation absterben könnten« (Anonym 1981a: 213). Während angesichts der »Volksplage der Musikberieselung« (Schöps 1986: 130) also um die seelische Gesundheit der Nutzer*innen gebangt wurde, waren auch Befürchtungen ob möglicher Beeinträchtigungen auf körperlicher Ebene zu vernehmen. Eine eindrückliche Schilderung des Gefahrenpotenzials findet sich in einem Leserbrief, der 1981 unter der Überschrift »Walkman-geschädigt« in der Zeitschrift stereoplay abgedruckt worden war (vgl. Insam 1981). Der in Darmstadt wohnhafte Leser schildert sein Schlendern durch die Innenstadt, begleitet von seinem Walkman. »Berieselt und leicht weggetreten durch die Musik« (ebd.: 6) sei er gewesen, habe das »Klingeln der Straßenbahn« (ebd.) überhört und sei deshalb »prompt überfahren« (ebd.) worden. Nur durch großes Glück und dank ärztlicher Kompetenz habe er das Missgeschick überleben können, beobachte nun aber mit Sorge die jugendlichen Walkman-Nutzer*innen auf ihren Rollerskates (vgl. ebd.). Doch nicht nur den potenziellen Gefahren im Straßenverkehr galt allgemeiner Argwohn, auch die etwaigen Hörschäden infolge zu laut eingestellter Kopfhörer erregten die Gemüter. Der Spiegel schreckte 1982 nicht davor zurück, bezüglich möglicher Schädigungen des Gehörs auf Funker im Zweiten Weltkrieg zu verweisen, »deren Gehörnerven […] jahrelang Tag und Nacht von pfeifenden und jaulenden Stakkatosignalen traktiert« (Anonym 1982b: 153) worden seien und die nun »unter vorzeitiger Schwerhörigkeit« (ebd.) litten – den Walkman-Fans drohe ein ähnliches Schicksal. Indes konnte die Befürchtung, der Walkman würde ernsthafte Hörschäden verursachen, im Rahmen empirischer Studien nicht verifiziert werden (vgl. Hellbrück/Schick 1989: 127 f.).

Zuweilen wurden die aversiven Stellungnahmen in den journalistischen Diskursen der 1980er-Jahre durch kulturkritische Einlassungen aus dem Feld der Wissenschaften übertroffen. Die Kritik galt insbesondere der vermeintlich desozialisierenden Abschottung, die der Gebrauch des Walkman begünstige. Hierzu der Volkskundler Werner Mezger:

Die im Grunde widersinnige Möglichkeit, inmitten anderer Menschen mit sich selbst und seiner Musik allein zu sein, hat hier eine extreme Ausprägung gefunden. Offenbar aber entspricht genau dies dem veränderten Lebensgefühl des modernen Jugendlichen in hohem Maße. So gehört der heranwachsende Walkman-Fan, der – physisch präsent und psychisch entrückt – einsam durch die Masse irrt, zweifellos zu den bezeichnenden Erscheinungen der gesellschaftlichen Entwicklung des ausgehenden 20. Jahrhunderts. (Mezger 1985: 393)

Mezgers Auffassung, der Walkman allegorisiere eine dissoziale, auf eigentümliche Isolation ausgerichtete Lebenshaltung, findet sich in zahlreichen Schriften, die das Gerät in den 1980er- und den frühen 1990er-Jahren thematisierten. So verschafften sich Walkman-Nutzer*innen nach Volker Gransow (1985: 83) »eine künstliche Distanz von der Umwelt«, der Gebrauch des Geräts sei »symptomatisch für jenen Narzißmus, den Freak und Leistungsfetischist gemeinsam« (ebd.) hätten und letztlich sei offensichtlich, dass »hier technisch eine Tendenz zum Autismus gefördert« (ebd.) werde. Die Sichtbarwerdung »innere[r] Emigration« befürchtete hingegen Theodor T. Heinze (1991: 152), der das Musikhören via Walkman zudem als »Trendhaltung« (ebd.: 151) charakterisierte, die bedeute, »sich von verbindlichen Verhaltensmustern abzuwenden und jenen postmodernen Habitus zu leben, der sich jenseits der Idee einer Gesellschaftsmitte höchstprivaten Lebensweisen und ins Periphere driftenden Sinngehalten zugewandt hat« (ebd.). Der Walkman sei letztlich eine Gefahr sowohl für die Nutzer*innen als auch für deren Umwelt (vgl. Gransow 1982: 47), vor der Gesundheitsbehörden, Automobilclubs und Skiverbände gleichermaßen und ausdrücklich gewarnt hätten (vgl. Vollbrecht 1989: 105).

Offenbar generierte das Phänomen des mobilen Musikkonsums mit dem Aufkommen des Walkman ein bis dato unbekanntes öffentliches Interesse. Wenngleich die technischen Prinzipien des Geräts nicht wirklich neu waren und bereits in den 1950er-Jahren ähnlich ablehnende Diskurse hinsichtlich unterschiedlicher Abspielgeräte zirkulierten (vgl. Weber 2008: 99), war das Ausmaß der Kritik erheblich größer als bisher. In den Urteilen über den Walkman spiegelten sich dabei gängige Narrative der Kulturkritik. Solchen Schriften sei es eigen, so Ralf Volbrecht (1989: 101), neuen technischen Entwicklungen und den damit verknüpften Nutzungschoreografien zunächst skeptisch zu begegnen. Dabei werde Neues stets auf Basis des schon Bekannten und unter Rückgriff auf normative Wertungsmaßstäbe evaluiert. Auf diesem Wege sei eine Kontextualisierung soziotechnischer und ‑kultureller Wandlungsprozesse nur bedingt möglich (vgl. Hosokawa 1991: 229 f.). Doch bisweilen wurde der Walkman auch öffentlich verteidigt und das Innovationspotenzial des Geräts gegenüber kulturkritischen Vorwürfen priorisiert. 1981 argumentierte der Journalist Klaus Pokatzky (1981: 37) in der Wochenzeitung Die Zeit: »Der Mensch darf zum Mond fliegen, er darf die kühnsten und die absurdesten technischen Leistungen erbringen – aber wenn er mal etwas wirklich Sinnvolles konstruiert hat und in aller Öffentlichkeit nutzt, muß er sich Häme gefallen lassen«.

Angesichts des globalen Erfolgs des Walkman ist es nicht weiter verwunderlich, dass die dargestellten kulturkritischen Ressentiments nur von einer sehr spezifischen Gruppe von Rezipient*innen ausgingen und mit der Lebensrealität der meisten Nutzer*innen wenig zu tun hatten. In privater Korrespondenz hob der vormalige Besitzer des Geräts gerade die Möglichkeit, ortsunabhängig selbstausgewählte Musik hören zu können, lobend hervor (vgl. Ziegler 2020: o. S.). Und auch die von der Kulturkritik als Strategie desozialisierender Abschottung interpretierte Möglichkeit, dank der Kopfhörer vorübergehend in die eigenen Klangwelten abzutauchen, beschrieb der Befragte gerade als das Alleinstellungsmerkmal des Walkman in den frühen 1980er-Jahren. Vom ortsunabhängigen, kontemplativen Gebrauch des Geräts zeugt eine private Fotografie, die den Besitzer während einer Urlaubsreise auf der singapurischen Insel Sentosa im Jahr 1982 zeigt (Abb. 3).

Abb. 3: ​Mit dem Walkman auf Sentosa.
Foto: Private Fotografie, 1982

Trotz aller Kritik hielt der Walkman Einzug in unterschiedlichste mediale Formate, beispielsweise in international erfolgreiche Kinofilme. Eine der wohl bekanntesten Szenen, in denen das Gerät eine tragende Rolle spielt, findet sich im Film La Boum (1980) – in der deutschen Version Die Fete. Im lauten Gewühl einer Diskothek ist ein Junge dabei zu sehen, wie er seiner Verehrten Kopfhörer aufsetzt. Sodann verstummt das Getöse und der Song »Reality« von Richard Sanderson erklingt (vgl. Weber 2008: 208 f.). Große Bekanntheit erlangte bspw. auch eine Szene aus dem Film Pretty Woman (1990), in der die Hauptdarstellerin Julia Roberts mit einem Walkman ausgestattet in einer Badewanne liegt und den Prince-Song »Kiss« intoniert. Des Weiteren ist im Film Footloose (1984) in zahlreichen Tanzszenen ein Walkman zu sehen.

Obwohl die potenziellen gesundheitlichen Risiken des Walkman-Konsums bisweilen für Unbehagen sorgten, avancierte das Gerät mitunter sogar zum Protagonisten gesundheitsbezogener Ratgeberliteratur. Im Rahmen des 1984 veröffentlichten Buchs Gesundheit aus dem Walkman plädiert die Autorin Patricia Joudry für den Einsatz des Walkman im Rahmen einer »Audio-Psycho-Phonologie« (Joudry 1984: 7; Herv. i. O.). Laut Joudry sei der Walkman bestens geeignet, um die heilsame Wirkung von Klängen zu vermitteln. Zugleich lehnt sie den Konsum von Rockmusik auf dem Walkman ab, übe diese doch einen äußerst negativen Einfluss gerade auf jugendliche Hörer*innen aus. Kinder sollten so früh wie möglich mit ›klassischer‹ Musik in Berührung kommen, sodass das Hören via Walkman in der Folge seine heilsame und reinigende Wirkung entfalten könne (vgl. ebd.: 78 f.).

Gegen Ende der 1980er-Jahre erregte der Walkman die Gemüter schon weitaus weniger als zu Beginn des Jahrzehnts. »[E]lektronisch-konsumptiv verbrachte Freizeit« (Weber 2013: 423) war zunehmend geduldet, Musikhören mit Kopfhörern als Nebenbeschäftigung zu Haushaltstätigkeiten oder unterwegs wurde mit weniger Argwohn betrachtet. Nachdem der mobile Kopfhörereinsatz auch unter Erwachsenen gang und gäbe geworden war, wurde das vormals als Abschottung kritisierte Eintauchen in die selbst gewählten Klangwelten als Symbol legitimer Entspannung im öffentlichen Raum akzeptiert (vgl. ebd.). Im Laufe der Zeit erweiterten Sony und andere Hersteller das Walkman-Prinzip auf andere Tonträger- und Datenformate. Bereits 1984 erfolgte die Einführung des Sony Discman zum Abspielen von CDs, der sich bis in die 2000er-Jahre großer Beliebtheit erfreute. In den 1990er-Jahren folgten MiniDisc- und Mp3-Player, zu Beginn der 2000er-Jahre der iPod und wenige Jahre später das Smartphone. Diese Geräte führten die Tradition portabler Abspielmedien höchst erfolgreich fort, sodass der Einfluss des Walkman und seiner Vorläufer bis heute spürbar ist. Erst im Jahr 2010 verkündete Sony das endgültige Aus des längst zur Ikone avancierten Geräts, das angesichts der mächtigen Konkurrenz als nicht mehr marktfähig eingestuft wurde. Der Produktionsstopp des »einst kultisch verehrten Geräts« (Stöcker 2010: o. S.) sorgte indes noch nach etwa 30 Jahren »für romantische Gefühle und nostalgische Erinnerungen« (ebd.).

DAS DOSSIER WURDE VERFASST VON BENJAMIN BURKHART.

Quellen

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Archivalien:
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Interviews:
Ziegler, Johannes (2020). Interview mit Johannes Ziegler, 05.11.2020.


Abbildungen

Abb. 1: MIRA-Bergkamerad. Werbefotografie. In: Funkschau 1/1953, S. 9.
Abb. 2: Wer wird Walkman des Jahres? Werbeanzeige. In: Bravo 18/1983, S. 20–21.
Abb. 3: Mit dem Walkman auf Sentosa. Private Fotografie, 1982.