projekt

Das Forschungsprojekt »Musikobjekte der populären Kultur. Funktion und Bedeutung von Instrumententechnologie und Audiomedien im gesellschaftlichen Wandel«, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung von 2018 bis 2021, stellt sich vor: Informieren Sie sich über die ​Ziele, Zugänge und Methoden unseres Projektes sowie die beteiligten Institutionen und Personen.

Das BMBF-Verbundprojekt setzte sich zum Ziel, Musikobjekte der populären Kultur in Deutschland von 1945 bis heute in ihrer technikgeschichtlichen und konsumästhetischen Vielgestaltigkeit zu erschließen, sie hinsichtlich ihrer historisch und sozial veränderlichen Erlebnispotenziale zu untersuchen und sie innovativen Konzepten musealer Präsentation zuzuführen. Im Zentrum der ersten Projektphase standen 22 Musikobjekte aus drei verschiedenen Bereichen: Musikinstrumente und Produktionstechnologien, Tonträgerformate und Wiedergabegeräte. In der abschließenden Phase wurden narrative Interviews mit 13 Personen geführt, die Musikobjekten auf verschiedene Weise verbunden sind: in der Produktion, der Distribution, als Sammler*innen oder als Künstler*innen in der Nutzung. 

Partner des Verbundprojekts waren das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Verbundkoordination), die Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und das rock’n’popmuseum in Gronau (Westf.). ​Die Finanzierung des Projektes erfolgte im Rahmen der Förderrichtlinie »Die Sprache der Objekte«. Während der Projektlaufzeit wurden zwei Tagungen ​ausgerichtet: »Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur« (Oktober 2020, Goethe-Nationalmuseum Weimar) und »Electrified! Musiktechnologien und Medien im 20. und 21. Jahrhundert« (Oktober 2021, Universität Freiburg). Hauptveröffentlichungen sind der Tagungsband »Musikobjektgeschichten« (Dörfling/Jost/Pfleiderer ​2021), der Sammelband »Audiowelten « (Burkhart et al. 2021), der die im Projekt durchgeführten Objektstudien vereint, die Handreichung »Pop Up« (Mania/Jost/Pfleiderer 2022), die sich der Ausstellungsarbeit zu populärer Musik widmet, und  ein Themenheft (Gastherausgabe) der Zeitschrift »Musiktheorie​« mit dem Titel »Musik und Technologie« (Jost/Pfleiderer 2021).

Im Folgenden finden Sie nähere Informationen zu den Teilprojekten und den beteiligten Personen.

Generatoren des Sounds (Gronau) 

Foto: Mario Brand

Im Zentrum des Teilprojekts »Generatoren des Sounds. Musikproduktion im gesellschaftlichen Wandel« am rock'n'popmuseum standen​Instrumentarien der Musikerzeugung in der populären Musik: Musikinstrumente, Produktionsmedien wie Tonbandmaschinen und Mischpulte sowie das Tonstudio als sozio-technischer Raum musikalischer Kreativität. Zwischen den Disziplinen der Organologie, Techniksoziologie und Sound Studies sowie der Spezialdisziplin der Phonomusikologie angesiedelt, wurden hier die Interaktion von Mensch und Technologie sowie die Auswirkung elektronischer Medien auf die Ästhetik populärer Musik in den Mittelpunkt gestellt. Zudem wurden historische Distributionsnetzwerke und ​technikzentrierte Bewertungslogiken in den Blick genommen..

Das 2004 gegründete rock’n‘popmuseum ist eines der wenigen großen Museen mit dem Schwerpunkt »populäre Musik« in Europa. Die hauseigene und für das Projekt genutzte Sammlung besteht nicht nur aus einer großen Auswahl an Musikinstrumenten, Wiedergabegeräten, Devotionalien und Tonträgern, sie beherbergt auch große Teile des CAN-Studios, eines zunächst von der gleichnamigen Band und später von René Tinner geführten Aufnahmeraums, der besonders in die Arbeit des Projektes eingeflossen ist. ​Aufgrund eigener Sammlungstätigkeit und der Übernahme des Archivs der Musikmesse Popkomm existieren zudem große unerschlossene Bestände teils historischer Musik- und Special-Interest-Magazine. 

Das Museum stellte nicht nur seine Sammlung zur Verfügung, hier​ wurden auch auf der Basis der vielfältigen Objektstudien Konzepte für die Museumsarbeit im Feld der populären Musik entwickelt. Ihren Niederschlag fanden diese u. a. in einer Handreichung für die Ausstellungsarbeit (Mania/Jost/Pfleiderer 2022). ​Daneben wurde während der Projektlaufzeit zusammen mit Google Arts & Culture eine virtuelle Ausstellung zum CAN-Studio konzipiert und umgesetzt.

Team: Dr. Thomas Mania (Teilprojektleiter), PD Dr. Christofer Jost (Teilprojektleiter, Antragsteller, Verbundkoordinator), Alan van Keeken, MA (wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Speichern und Sammeln (Weimar) 

Foto: Daniel Eckenfelder

»Speichern und Sammeln. Tonträger als Musikspeicher und Sammelobjekte im gesellschaftlichen Wandel« (Teilprojekt Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar): Die Speicherung von Musik auf Tonträgern hat zu kulturgeschichtlich neuen Umgangsweisen mit Musik geführt. Klangspeichertechnologien ermöglichen eine Ablösung der Musik vom Ort und der Zeit ihrer Erzeugung. Die Verbreitung von industriell vervielfältigten Tonträgern hat einerseits zu einer Kanonisierung des Musikrepertoires geführt. Durch die Ablösung von den sozialen Kontexten der Musikdarbietung und die Möglichkeit der mehrfachen Wiedergabe derselben Aufnahme können sich andererseits Aneignungsweisen herausbilden, die stark auf die Erfahrungswelt des Individuums bezogen sind und kulturellen Normierungstendenzen auf subjektiver Ebene entgegenwirken. Infolge der vor allem seit Mitte des 20. Jahrhunderts wachsenden Bedeutung von Studiotechnik und technologischer Klangerzeugung verlor die Intention, eine Live-Darbietung medial zu simulieren, in vielen Musikgenres – aber nicht in allen – an Bedeutung. So eröffnen Tonträger Freiräume für eine musikalische Imagination, die durch die medientechnologischen Rahmenbedingungen mitgeprägt werden. Zugleich führten die Fixierung von Musik in Objekten, den Tonträgern, und die hieran anknüpfende Möglichkeit des Besitzens und Sammelns zu neuartigen Beziehungen zwischen Mensch und Musik.

Das Teilprojekt verfolgte das Ziel, Tonträger und Tonträgersammlungen hinsichtlich der an sie gebundenen Erlebnis- und Bedeutungspotenziale zu untersuchen. Die hiermit verbundenen Fragestellungen richteten sich auf die Materialität und Multimodalität (Klang, Bild, Text, haptische Qualitäten) verschiedener Tonträgertypen (Schallplatte, Tonband, Kassette, CD, Audiodateien) und deren professionelle Produktion, den neuen kulturellen Typus der/des Tonträgersammler*in, die zunehmende Institutionalisierung von Tonträgersammlungen sowie die Individualisierung von Tonträgern durch verschiedene Arten der privaten Eigenproduktion (Tonbandaufnahmen, Musikkassetten und CD mit eigenen Musik-Mixen). Dabei konnte das Teilprojekt u. a. auf die Tonträgersammlungen des Lippmann+Rau-Musikarchivs in Eisenach zurückgreifen. 

Team: Prof. Dr. Martin Pfleiderer (Teilprojektleiter, Antragsteller), Dr. Christina Dörfling und Dr. Laura Niebling (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen)

Apparate des Erlebens (Freiburg) 

Audiogerätesammlung des Zentrums für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg.
Foto: Klaus Polkowski

Am Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg war das Teilprojekt »Apparate des Erlebens. Musikbezogene Wiedergabegeräte im gesellschaftlichen Wandel« angesiedelt. Dieses setzte sich zum Ziel, die in Deutschland nach 1945 zugänglichen musikbezogenen Wiedergabegeräte technik- und designgeschichtlich zu erschließen und hinsichtlich ihrer Erlebnispotenziale zu untersuchen. Dabei wurden u. a. Ansätze der Technikgeschichte und ‑soziologie, der Design- und Produktionskulturforschung und der neueren ästhetischen Theorie aufgegriffen. Ein zentrales Anliegen war es, die Sphären der Nutzung, Vermarktung und Herstellung der Apparate gleichermaßen zu erforschen. Dies folgte dem Ziel, Ansätze für möglichst umfassende Untersuchungen der vielfältigen ästhetischen Praktiken, die mit Musikwiedergabegeräten verknüpft sind, zu entwickeln und zu erproben.

Das im April 2014 gegründete ZPKM ist eine Forschungseinrichtung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Es ist aus dem traditionsreichen Deutschen Volksliedarchiv (gegründet 1914 von John Meier) hervorgegangen, dessen Traditionen es auf einer neuen und erweiterten Ebene fortsetzt. Das ZPKM verfügt über eine umfangreiche Fachbibliothek und verschiedene Sammlungen zur populären Musikkultur: das 1914 gegründete Deutsche Volksliedarchiv, das Deutsche Musicalarchiv, das Archiv für Popmusikkulturen und eine Audiogerätesammlung.

Letztgenannte Sammlung bildete den Ausgangspunkt der Untersuchungen im Freiburger Teilprojekt. Sie umfasst derzeit ca. 200 Objekte, ferner stehen zahlreiche gerätespezifische Paratexte, bspw. Bedienungsanleitungen, zur Verfügung. Einer der Schwerpunkte am Standort Freiburg lag auf der Produktionskulturforschung zu Wiedergabegeräten, wofür umfassende Recherchen in den Nachlässen ehemaliger Gerätehersteller durchgeführt wurden. Ferner wurden verschiedene Studien zur Werbekommunikation im Bereich der musikbezogenen Unterhaltungselektronik der vergangenen 70 Jahre durchgeführt.

Team: PD Dr. Christofer Jost (Teilprojektleiter, Antragsteller, Verbundkoordinator), Dr. Benjamin Burkhart, Dr. Johannes Müske und Laura Marie Steinhaus, MA (wissenschaftliche Mitarbeiter*innen)

Privates Archivieren (Nebenprojekt, Freiburg)

Foto: Nxr-at, CC4.0

Das Projekt »Privates Archivieren. Neue Impulse für eine kulturwissenschaftliche Objektforschung« widmete sich dem Dialog zwischen Kulturwissenschaftler*innen und privaten Sammler*innen von technischen Musikobjekten. Es wurde während der Laufzeit des BMBF-Verbundprojektes durch das Förderprogramm »Reziproker Wissenstransfer« der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg finanziert. Ausgehend von einem Citizen-Science-Zugang und mit einer Laufzeit von sechs Monaten zielte das Projekt darauf ab, durch den Vergleich der Wissensordnungen von institutionellen und privaten Akteur*innen Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen einer langfristigen gemeinsamen Forschungspraxis auszuloten. Denn nicht nur universitäre Einrichtungen und öffentlich geförderte Museen befassen sich mit den Zusammenhängen von Musik, Technik und Medien. Darüber hinaus bearbeiten zahlreiche Einzelpersonen dieses Feld, die nicht selten über eigene umfangreiche Datenbanken, Sammlungen und (Online-)Museen verfügen und in deren archivarischen Ordnungen auf komplexe Weise kulturelles Wissen über Technologien und ihre soziale Geltung im gesellschaftlichen Wandel eingelagert ist.

Einen Projektbericht mit Ausführungen zum Forschungsdesign, den beteiligten Akteur*innen und Forschungsergebnissen können Sie hier abrufen: Privates Sammeln, Archivieren und Ausstellen von musikbezogenen Audiomedien. Eine Citizen-Science-Studie von Laura Marie Steinhaus

Team: PD Dr. Christofer Jost (Projektleiter; Antragsteller; Verbundkoordinator), Dr. Benjamin Burkhart (Antragsteller); Laura Marie Steinhaus, MA (operative Leitung), Silvia Mordini, Karen Oostenbrink und Larissa Ziegler (studentische Hilfskräfte)

Team

Dörfling, Christina, Dr. 

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Teilprojekt Weimar (2019–2021) 

CV und Publikationen: 
https://medienwissenschaft-berlin.de/leute/christina-doerfling/

Jost, Christofer, PD Dr. 

Teilprojektleiter, Gronau, Freiburg; Antragsteller und Verbundkoordinator

CV und Publikationen: 
https://www.zpkm.uni-freiburg.de/wir_ueber_uns/jost 

Keeken, Alan van, MA 

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Teilprojekt Gronau (2018–2021)

CV und Publikationen: 
https://www.musikwiss.uni-halle.de/team/van-keeken/

Müske, Johannes, Dr. 

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Teilprojekt Freiburg (2021)

CV und Publikationen:
https://www.zpkm.uni-freiburg.de/wir_ueber_uns/mueske

Johannes Müske @ academia.edu

Niebling, Laura, Dr. 

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Teilprojekt Weimar (2018–2019) 

CV und Publikationen: 
https://www.uni-regensburg.de/sprache-literatur-kultur/medienwissenschaft/team-kontakt/dr-laura-niebling/index.html

Pfleiderer, Martin, Prof. Dr. 

Teilprojektleiter, Weimar; Antragsteller

CV und Publikationen: 
Martin Pfleiderer @ hfm-weimar.de

Steinhaus, Laura Marie, MA 

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Teilprojekt Freiburg (2021) 

CV: 
https://www.kaee.uni-freiburg.de/personen/laura-marie-steinhaus-m-a-1  

Studentische Mitarbeiter*innen 

Judith Bock
Nina-Marie Brandt
Antonia Kunze
Leon Pfaff
Isabelle Puccini
Ina Rapp
Laura Marie Steinhaus
Constanze Zacharias

theoretische zugänge und Methoden 

Ein Projekt, das sich so intensiv mit der Herstellung, dem Gebrauch und der Inszenierung technischer Artefakte auseinandersetzt – ​welche aufgrund der breiten Palette an zu untersuchenden Gattungen zuweilen recht unterschiedliche Anforderungen an das analytische Instrumentarium stellen – muss sich über grundlegende Arten des Zugangs verständigen. Während sich dabei Schwerpunkte und spezifische Herangehensweisen an den einzelnen Standorten entwickelten,​ wurde auch ein gemeinsames theoretisch-methodologisches Fundament erarbeitet, das wesentlich die – auch auf dieser Webseite vorgestellten – Objektstudien strukturiert hat: ​Objektanalyse, Auswertung von Paratexten und narrative Interviews.

Die Objektstudie markierte den zentralen Erkenntnisrahmen des Verbundprojektes. In ihr wurden Einblicke in materielle und technisch-funktionale Aspekte, in Hintergründe der Entwicklung und Fabrikation sowie in den Vertrieb und die Nutzung im Alltag aufeinander bezogen und interpretativ verdichtet. Das jeweilige Musikobjekt wurde also zum einen als solches analysiert, zum anderen wurde seiner Bedeutung in unterschiedlichen Kontexten nachgegangen, was die Erschließung und Auswertung von Paratexten (Konstruktionspläne, Patente, Bedienungsanleitungen, Werbematerialien etc.) voraussetzte. In voller Länge finden sie diese in unserem Sammelband »Audiowelten« (Burkhart et al. 2022). 

Mit den narrativen Interviews ließen wir Personen zu Wort kommen, deren Beziehung zu den unterschiedlichen Objekten durch eine in der Regel berufsbiografisch begründete Spezialisierung bestimmt war und ist. Diese Interviews bildeten die ​Grundlage für weitere Untersuchungen und wissenschaftliche Artikel und werden auf dieser Webseite in kompakter Form präsentiert.

Objektanalysen

Foto: Alan van ​Keeken

Das Ziel einer Objektanalyse ist die Annäherung an materielle Objekttypen durch die detaillierte Beschreibung eines konkreten Artefakts sowie seiner Entstehungs- und Nutzungskontexte. Bei der Objekt- oder Artefaktanalyse handelt sich um eine Methode, die – wie alle qualitativen Verfahren – »nicht auf Standardregeln beruhen kann, sondern immer wieder der Modifikation bedarf« (Lueger/Froschauer 2018: 66; siehe auch Eisewicht 2016). Im Rahmen des Forschungsprojektes umfasste die Analyse von materiellen Musikobjekten drei Schritte:

Zunächst erfolgt die Beschreibung der konkreten Objekte, die bis auf wenige Ausnahmen aus den Sammlungen des rock’n’pop museum Gronau, des ZPKM der Universität Freiburg und des Lippmann+Rau-Musikarchiv in Eisenach stammen. Dabei wird der Gegenstand zunächst als ein fremdes, noch unbekanntes Objekt betrachtet. Die deskriptive Annäherung umfasst die detaillierte Beschreibung der Materialität des Artefakts, also seiner stofflichen Zusammensetzung und materiellen Gestaltung, wie sie sich der leiblichen Erfahrung (visuelle Wahrnehmung, Haptik usw.) darbietet, aber auch dessen instrumentellen Gebrauchs sowie potenzieller symbolischer Verweise, die zwar auch am Objekt beobachtet werden können, zu deren Beschreibung jedoch in der Regel weitere Quellen (Bedienungsanleitungen, Befragung von Nutzer*innen etc.) herangezogen werden müssen. Leitende Fragestellungen lauten: Woraus besteht das Artefakt? Wie ist sein äußeres Erscheinungsbild? Wie fühlt es sich an? Welche Komponenten besitzt das Objekt, wie ist es zusammengesetzt? Dabei geht es um Materialeigenschaften wie Festigkeit oder Leichtigkeit, um deren Funktion (Schutzfunktion etc.) oder um die Beziehung zwischen den einzelnen Komponenten und deren Bedeutung für Herstellung und Gebrauch. Ein weiteres Augenmerk der Beschreibung liegt auf Spuren am Objekt, die Hinweise auf konkrete Gebrauchsweisen und Nutzungskontexte geben können. Die Beschreibungen werden durch Fotografien von Details der Objekte illustriert und konkretisiert. Bei technischen Geräten und Musikinstrumenten ist die Beschreibung der Funktionsweise ein wichtiger Bestandteil der Analyse. Dazu können Handbücher, Schaltpläne und Herstellerangaben herangezogen werden. Eine zusätzliche Möglichkeit der Erschließung besteht im sog. »Hands On«, also der eigenen »experimentellen« Nutzung des Gerätes – insofern es der Zustand des Geräts und die archivarischen Bestimmungen zulassen. Manche Gebrauchsweisen und Nutzungsspuren offenbaren sich erst im Vollzug.

In einem zweiten Schritt wird der Entstehungskontext der Objekte rekonstruiert. Bei Musikinstrumenten, Tonträgerformaten und Wiedergabegeräten geht der Produktion des konkret untersuchten Objekts zumeist ein längerer Entwicklungsprozess voraus, in dem sich das Design und die technische Funktionalität des Objekts konkretisieren. Es gibt allgemeine technische Voraussetzungen, bestimmte Erfindungen und Patente sowie etwaige Vorläufermodelle. Aber auch unternehmenspolitische Entscheidungen prägen die endgültige Gestalt des Musikobjekts. Nicht selten verweisen die Entstehungsbedingungen zugleich auf übergreifende soziale und kulturelle Prozesse. Leitfragen lauten demnach: Welche technologischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen, welche Kooperationen und Spezialisierungen sind Voraussetzung für das Objekt? Welche Interessen und Aktivitäten bestimmen den Produktionsprozess? Die Rekonstruktion dieser Voraussetzungen und Rahmenbedingungen erfordert umfassende technik- und wirtschaftsgeschichtlichen Recherchen. Die hierzu herangezogenen Quellen umfassen einerseits Unterlagen aus Firmenarchiven, Patentschriften sowie Presseberichte, aber auch Sekundärliteratur, in der technikhistorische Aspekte bereits aufgearbeitet wurden.  

Im dritten Schritt wird nach der sozialen Bedeutung des Objekts in seinen konkreten Gebrauchszusammenhängen gefragt. Grundlage sind einerseits die Nutzungsbilder von Seiten der Hersteller, wie sie sich in Werbebroschüren und -anzeigen abbilden, andererseits konkrete Nutzungsgeschichten, von denen die (ehemaligen) Besitzer*innen der Objekte in Interviews Zeugnis ablegen. Lueger/Froschauer (2018) nennen hierbei eine Reihe von möglichen Fragestellungen: Welche Erwartungen tragen Nutzer*innen an das Artefakt heran? Welche Nutzungsweisen werden umgekehrt vom Artefakt angeboten und signalisiert? Welche sinnlichen und emotionalen Qualitäten gehen mit der Objektnutzung einher und welche symbolischen Bedeutungen entstehen hieraus? In der Regel muss davon ausgegangen werden, dass die Erwartungen, Motive und Bedeutungen zwischen unterschiedlichen involvierten Akteur*innen und Nutzer*innen variieren können, aber bestimmte Personengruppen doch ähnliche Beziehungen zum Objekt aufbauen und ihm ähnliche Bedeutungen zuschreiben. Weitere Fragen richten sich auf den Gebrauchskontext und die Verwendungszusammenhänge: In welchen alltäglichen und außeralltäglichen Situationen und Kontexten taucht das Objekt auf? Wo könnte es außerdem auftreten? Wie hängen diese Kontexte mit den zugeschriebenen Nutzungsweisen und Bedeutungen zusammen? Ist das Objekt Teil von dinglichen Arrangements, z.B. im Tonstudio, im Proberaum oder im Musikzimmer einer/eines Jugendlichen? Was machte die Objekte und deren Nutzung so attraktiv? Welche Besitzverhältnisse prägen die Nutzung? Gibt es abweichende Umgangsweisen und Veränderungen des Objekts während seines Gebrauchs? Wie wird auf Fehler und Defekte reagiert? Was passiert nach Ende der Gebrauchsdauer? Schließlich wird in der »distanziert-strukturellen Analyse« (Lueger/Froschauer 2018: 77-86) nach der Verankerung des Objekts und seiner Nutzung in einem Kontext von sozialen Praktiken und makrostrukturellen Bedingungen gefragt: Welche Auswirkungen hat(te) das Objekt auf bestimmte Akteur*innen und soziale Gruppen? Welche Funktionen und Wirkungen werden dem Objekt im sozialen Kontext zugeschrieben? Auf welche Weise wird es innerhalb von sozialen Praktiken inszeniert und welche sozialen Settings entstehen hierdurch? Wie wurde der Objekttyp im kulturgeschichtlichen Kontext rezipiert? 

Die Objektstudien auf dieser Webseite folgen im Groben dieser ​Dreiteilung (Objektbeschreibung, Produktionshintergrund und Nutzungsweisen). Ausführlichere Fassungen der Objektstudien finden sich in der Publikation Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Hg. von Benjamin Burkhart, Laura Niebling, Alan van Keeken, Christofer Jost und Martin Pfleiderer. Münster/New York: Waxmann 2022.

Quellen

Lueger, Manfred/Froschauer, Ulrike (2018). Artefaktanalyse. Grundlagen und Verfahren. Wiesbaden: Springer.
Eisewicht, Paul (2016). Die Sicht der Dinge. Konzeptualisierung einer ethnographischen Artefaktanalyse anhand der Frage nach der Materialität von Zugehörigkeit. In: Nicole Burzan, Ronald Hitzler und Heiko Kirschner (Hg.), Materiale Analysen. Methodenfragen in Projekten. Wiesbaden: Springer, S. 111–128.

Auswertung von Paratexten

Foto: Alan van Keeken

Das Verbundprojekt »Musikobjekte in der populären Kultur« widmete sich der interdisziplinären Untersuchung der in Deutschland von 1945 bis heute gebräuchlichen Instrumentarien der Musikproduktion, -speicherung und -wiedergabe und der Formen ihres Gebrauchs. Einer der drei methodischen Zugänge bestand in der Auswertung von Paratexten (siehe daneben Objektanalyse, narrative Interviews). Hierunter sind Dokumente zu verstehen, die thematisch-inhaltlich mit den eigentlichen Primärquellen, im vorliegenden Fall den technischen Artefakten, verknüpft sind. Eine Reihe von Quellengruppen galt es zu beachten: So können bspw. Herstellerintentionen anhand von Werbeannoncen in Fach- und Publikumszeitschriften, Prospekten oder Bedienungsanleitungen sondiert werden. Einblicke in Planungs-, Konstruktions- und Produktionsprozesse, ohne dabei auf die Befragung der beteiligten Personen angewiesen zu sein, lassen sich durch die Auswertung von Dokumenten aus Betriebsnachlässen eröffnen. Soziale Aushandlungsprozesse spiegeln sich derweil in Fachperiodika wider. Gerade Zeitschriften aus dem Audio- und Musikinstrumenten-Segment beinhalten ausführliche Testberichte zu neuen Produkten sowie umfangreiche Anleitungen zu deren adäquatem Gebrauch. Noch detaillierter fallen entsprechende Anleitungen in der einschlägigen Ratgeberliteratur aus. Deutlich persönlicher gestalten sich Egodokumente wie Tagebucheinträge, Briefe und Postkarten, die spezifische Alltagserfahrungen dokumentieren und bisweilen auch über den individuellen Umgang mit Apparaturen Auskunft geben. Des Weiteren lassen sich Umgangsweisen mit Musiktechnologien und Audiomedien anhand von literarischen und filmischen Quellen ​nachzeichnen. Derlei Texte sind freilich auch für die Objektanalyse (siehe oben) von Belang, können aber darüber hinaus das Fundament vielfältiger Untersuchungen sein, die nicht die Verfasstheit der Objekte selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern bspw. Strategien der Werbekommunikation oder Sammlungsdiskurse.

Fachliche bzw. subdisziplinäre Bereiche, in denen Wege der Auswertung solcher Quellen reflektiert und aufgezeigt werden, sind die Technikgeschichte und die Techniksoziologie. In beiden Bereichen gilt das Interesse sowohl der Sphäre der Hersteller als auch der Nutzer*innen technischer Artefakte. In der technikhistorischen Forschung sind analytische Ansätze entwickelt worden, die die Wechselwirkung von zielgruppenspezifischer industrieller Planung und der Aneignung der Konsument*innen in den Blick nehmen. Die Technikhistorikerin Heike Weber schlägt in diesem Zusammenhang eine Analyseheuristik vor, die das Verstehen sog. »user de-signs« (Weber 2008: 48; Herv. i. O.) zum Ziel hat. Zentral ist dabei die Untersuchung der Produktionssphäre, in der u. a. auf Basis von Marktforschungsergebnissen bestimmte Nutzungsweisen antizipiert werden. Die potenziellen Nutzungschoreografien werden sodann via Werbeunterlagen kommuniziert, anschließend entscheidet sich in der Sphäre der Konsument*innen, inwieweit die Annahmen der Hersteller in der Gebrauchspraxis bestätigt werden oder ob sich davon abweichende Nutzungsweisen entwickeln. Auch in der techniksoziologischen Forschung ist die Annahme zentral, dass technische Artefakte nicht im sprichwörtlich luftleeren Raum entstehen, sondern mit gezieltem Blick auf potenzielle Nutzer*innen und spezifische Nutzungskontexte geschaffen werden. Die Techniksoziologin Madeleine Akrich weist darauf hin, dass sich derlei Herstellerintentionen resp. die Weltsichten der Designenden und ihre Imaginationen zukünftiger Nutzer*innen unweigerlich in die produzierten Geräte einschreiben. Deshalb ist prinzipiell von einem zirkulären Bezugsverhältnis zwischen Produzierenden und Rezipierenden auszugehen, das die Gestaltung und Funktionalität technischer Artefakte prägt. Die genannten Quellengruppen aus dem Bereich der industriellen Produktion, der Werbung und der Sphäre der Nutzer*innen können dabei helfen, diese Zusammenhänge besser zu verstehen (vgl. Akrich 1992).

Ein zentraler Aspekt der Nutzung technischer Artefakte im Kontext musikkultureller Praxis ist das mehr oder weniger planvolle Hinwirken auf Situationen des ästhetischen Erlebens. Seit geraumer Zeit nehmen Untersuchungen und Theoretisierungen zu diesem Phänomenkomplex Bezug auf den Atmosphärenbegriff. Dieser ist längst nicht mehr nur in der Alltagssprache verhaftet, sondern bezeichnet auch ein Konzept der neueren ästhetischen Theorie, das insbesondere auf die Analyse der sinnlichen Beziehungen von Menschen und Objekten ausgerichtet ist. Der Begriff wurde wesentlich durch die Arbeiten des Philosophen Gernot Böhme geprägt, dem es vor allem darum geht, »den Zusammenhang der Qualitäten von Umgebungen und der Befindlichkeiten« (Böhme 2017: 16) zu analysieren und zu fragen, »wie bestimmte, durchaus objektiv feststellbare Eigenschaften von Umgebungen unser Befinden in diesen Umgebungen modifizieren« (ebd.). Anzunehmen ist, dass gerade in professionellen Kontexten die gezielte Konstruktion atmosphärischer Effekte auf Basis bestimmter Prozeduren fokussiert wird. Infolgedessen ist es ein Kernargument der Atmosphärenforschung, dass die Wissenschaft idealiter von den Praktiker*innen lernen sollte, die, so der Grundgedanke, ja genau wüssten, wie spezifische Atmosphären erzeugt werden. Die in einschlägigen Berufsfeldern Tätigen werden deshalb bisweilen als »Initiatoren von Atmosphären« (Reckwitz 2012: 114) bezeichnet, die infolge der zunehmend ausdifferenzierten Ästhetisierung des Alltags immer mehr Betätigungsfelder fänden (siehe hierzu narrative Interviews). Zu ergänzen ist, dass auch die Musikhörer*innen in ihrer Alltagspraxis situative Arrangements des ästhetischen Erlebens im eigentlichen Wortsinn entwerfen (etwa mittels Musikauswahl, medialer Ausstattung oder räumlicher Gestaltung). Folgerichtig lässt sich auch ihr Tun durchaus als »Arbeit« an der ästhetischen Erfahrung begreifen. 

Einen besonderen Bereich der Auswertung von Paratexten bildet die Analyse von Bildquellen. In spezifischen Diskursgemeinschaften gibt es für gewöhnlich ein begrenztes Repertoire an Themen, über die gesprochen und geschrieben wird. So auch im Bereich musikbezogener Technik, wo bspw. konkrete Vorstellungen hinsichtlich des ›richtigen‹ Gerätegebrauchs in Fachzeitschriften diskutiert werden. Aber auch die Bilder, die sich in diesen Kontexten finden, lassen in der Regel wiederkehrende Darstellungsmuster erkennen. Durch die Systematisierung entsprechender Bildinhalte können die visuellen Logiken, die in spezifischen kulturellen Feldern zirkulieren, rekonstruiert werden. Besonders wichtig ist es dabei, nicht nur die Bildquellen als solche, sondern auch die Diskurszusammenhänge, in die sie eingebettet sind, zu untersuchen. So kann versucht werden, die Regeln des ›Sag- und Sichtbaren‹ in bestimmten kulturellen Kontexten nachzuzeichnen. Perspektiven für eine kontextsensitive Untersuchung von Bildquellen bietet die sozialsemiotische Bildanalyse. Dabei werden Bilder entlang einer detaillierten Systematik von Analysekategorien untersucht, die sich auf die Beschreibung des Dargestellten ebenso konzentriert wie auf Aspekte der Bildkomposition und auf die potenzielle Interaktion mit den Betrachter*innen der Bilder. Grundvoraussetzung für eine ergiebige Bilduntersuchung nach den Kriterien der Sozialsemiotik ist die fortlaufende Reflexion der diskursiven Zusammenhänge, in die die Bilder eingebunden sind. Die Bildbeschreibungskriterien der Sozialsemiotik können in diesem Sinne auch auf große Bildkorpora angewandt werden, sofern die Bildquellen vergleichbaren diskursiven Zusammenhängen entstammen. So lassen sich bspw. bestimmte Darstellungskonventionen im historischen Verlauf beobachten und zu sich wandelnden ästhetischen Trends, etwa hinsichtlich des Designs technischer Geräte oder der Gestaltung von Plattencovern, in Bezug setzen.


Quellen


Akrich, Madeleine (1992). The De-Scription of Technical Objects. In: Wiebe E. Bijker und John Law (Hg.): Shaping Technology/Building Society. Studies in Sociotechnical Change. Cambridge/London: MIT, S. 205–224. 
Böhme, Gernot (2017). Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik, 3. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Reckwitz, Andreas (2012). Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 
Weber, Heike (2008). Das Versprechen mobiler Freiheit. Zur Kultur- und Technikgeschichte von Kofferradio, Walkman und Handy. Bielefeld: Transcript.

Narrative Interviews

Foto: ​Apparatebau Stellingen GmbH

Viele Menschen entwickeln ein intensives und beständiges Verhältnis zu bestimmten Musikobjekten – sei es im professionellen Bereich, sei es als private Leidenschaft und Hobby. Diese spezialisierten Akteur*innen können Zeugnis ablegen von der Herstellung und Entwicklung bestimmter Objekttypen oder von ihrem Gebrauch in alltäglichen oder außeralltäglichen Nutzungskontexten. Im Forschungsprojekt wurden 13 Personen ausgewählt und in ausführlichen, narrativen Interviews befragt – jeweils vier aus den Bereichen ​Tonträger und Wiedergabegeräte und fünf aus dem Bereich Musikproduktion.

Diese Befragungen sind in drei Phasen gegliedert. Zu Beginn des ersten Interviewteils steht eine erzählgenerierende Eingangsfrage, mit der die Interviewten eingeladen werden, ihre Biografie entlang der für sie wichtigen Musikobjekte zu schildern. Die Setzung von Schwerpunkten, die Länge und Ausführlichkeit ihrer Erzählung bleibt ihnen dabei freigestellt. Im zweiten Teil der Befragung werden zu dieser biografischen Erzählung Nachfragen gestellt, um bestimmte Episoden zu vertiefen oder Unklarheiten zu beseitigen. Dabei wird der Fokus auf die Musikobjekte und die persönlichen Beziehungen zu ihnen gelenkt. Der dritte Interviewteil orientiert sich an einem im Projekt entwickelten Leitfaden, mit dem versucht wird, verschiedene Aspekte und Fragestellungen der individuellen Beziehung zu den Musikobjekten systematisch zu erweitern und zu vertiefen – nicht zuletzt, um Vergleiche zwischen den Interviews und Personen zu erleichtern: 

Diese Aspekte umfassen 

- die spezifische Qualität der jeweiligen Subjekt-Objekt-Beziehung, deren Veränderungen sowie bestimmte Schlüsselmomente; 
- ​das Wissen um die Musikobjekte, dessen Aneignungsprozess sowie Vorbilder und persönliche Motivation bei der Wissensaneignung;
- Praktiken des Objektumgangs und damit verbundene Handlungsabläufe, Spezialkompetenzen und Situationen sowie Umgestaltungen des Objekts;
- die Atmosphäre, die von Materialität und Design der Objekte ausstrahlt, und die Stimmungen, die dadurch erzeugt werden;
- Erinnerungen und Lebensphasen, die mit den Objekten verknüpft sind;
- die Affordanz des Objektes: Was wirkt an Optik und Funktionen ansprechend oder anregend? Zu welchen Handlungen fordert das Objekt auf?
- Objektgemeinschaften, in denen ein Austausch über objektspezifische Praktiken und Wissen stattfindet: Wie sind sie organisiert, was hält sie zusammen, welche Konflikte gibt es?
- das Verhältnis zur Musik (Hörpräferenzen und -situationen) sowie die Frage der Passung zwischen Musikstil und Objekt.

Auf der Grundlage dieser Themenfelder wird die bzw. der Befragte schließlich zu einer Bilanzierung bzw. Bewertung des eigenen Objektverhältnisses und zum Stellenwert der Musikobjekte in ihrem/seinem Leben angeregt. 

Alle Interviews wurden aufgenommen und transkribiert. Die Transkripte sind für die wissenschaftliche Forschung im Archivbereich des ZPKM verfügbar. Auf dieser Webseite befinden sich Zusammenfassungen von zentralen Aspekten der einzelnen Befragungen, die gemäß der drei Interviewphasen gegliedert sind und durch einzelne Zitate und Originaltöne illustriert werden. 

Bei der Auswertung der Interviews erfolgte eine halboffene Kodierung, die sich an den genannten Fragestellungen des Leitfadens orientierte und diese durch weitere relevante Kategorien ergänzte (s. Steinhaus/Jost 2023). Mit Rücksicht auf den Ansatz der Oral History (Wierling 2003) ​lassen sich prinzipiell auch Formen der Verwobenheit von persönlicher Biographie und Objektbeziehung, die Art und Weise, wie Episoden und Schlüsselmomente erzählt werden, sowie sprachliche Eigenheiten der Erzählungen (Wortschatz, grammatische Strukturen, Redewendungen, Passiv-Konstruktionen usw.) analysieren. Derlei Untersuchungen lassen Aufschlüsse über die mit den Musikobjekten verbundenen Selbstkonzepte und (historischen) Narrative erwarten. 

Neben den narrativen Interviews wurden im Kontext der Objektanalysen (s. oben) zudem gezielt zahlreiche Expert*inneninterviews geführt, für die jeweils ein spezialisierter Fragenkatalog entwickelt wurde. Diese Expert*inneninterviews erwiesen sich als zentrale Quelle, insbesondere hinsichtlich technischer Spezifika, explizitem und implizitem Objektwissen sowie der Nutzungsweisen. Ihre Ergebnisse flossen in die jeweiligen Objektstudien ein.

Quellen

Steinhaus, Laura Marie/Jost, Christofer (2023): Von ›besonderen‹ Dingen erzählen. Selbst- und Weltdeutungen in den Handlungsfeldern Herstellung, Vertrieb und Kuration von Musikwiedergabegeräten. In: Ralf von Appen und Peter Klose (Hg.), »All the things you are«. Populäre Musik und materielle Kultur. Bielefeld: Transcript. (im Erscheinen)
Wierling, Dorothee (2003). Oral History, In: Michael Maurer (Hg.), Neue Themen und Methoden der Geschichtswissenschaft. Stuttgart: Reclam, S. 81–151.

Publikationen

Sammelwerke

Mania, Thomas/Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.) (2022). Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren. Dortmund: Kettler. (open access via hfm weimar).

Burkhart, Benjamin/Niebling, Laura/Keeken, Alan van/Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.) (2021). Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann (= Populäre Kultur und Musik, Bd. 34).

Dörfling, Christina/Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.) (2021). Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur. Münster: Waxmann (= Populäre Kultur und Musik, Bd. 32). 

Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.) (2021). Musiktheorie. Zeitschrift für Musikwissenschaft 36/1. Themenheft: Musik und Technologie (Gastherausgabe).

Zeitschriften- und Buchbeiträge

Burkhart, Benjamin (2023). Speicher der Objekte. Hintergründe und Sammlungsprofile der Archive für Jazz und populäre Musik in Deutschland. In: Ralf von Appen und Peter Klose (Hg.), »All the Things You Are«. Populäre Musik und materielle Kultur. Bielefeld: Transcript (im Erscheinen).

Burkhart, Benjamin (2022). Inside the Tape Recorder Factory: Manufacturing and Distributing Music Devices in 1950s and 1960s GDR. In: Popular Music History 14/2, S. 150–166.

Burkhart, Benjamin (2022). »Leserpräsentationen«: zuhause bei Hi-Fi-Fans. Zur historischen Analyse von Hörpraktiken. In: Michael Ahlers, Martin Donner, Benjamin Jörissen und Carsten Wernicke (Hg.), MusikmachDinge im Kontext. Forschungszugänge zur Soziomaterialität von Musiktechnologie. Hildesheim: Olms, S. 211–230.

Burkhart, Benjamin (2022). Sammlungen populärerer Musik. Eine Bestandsaufnahme; Quellengattungen populärer Musik. Ein kursorischer Überblick. In: Thomas Mania, Christofer Jost und Martin Pfleiderer (Hg.), Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren. Dortmund: Kettler, S. 33-41, 95–103. (PDF).

Burkhart, Benjamin (2021). Blaupunkt Colorado (1954): Die Musiktruhe. Prestigeobjekt der 1950er-Jahre; Braun SK 5 (1958): »Radiogeräte im Stil unserer Zeit«. Braun und der Umbruch des Designs; VEB Messgerätewerk Zwönitz – BG 20-5 (1960): Tonbandgeräte aus volkseigener Produktion; Rock-Ola Capri 100, Modell 404 (1963): Musik-Roboter. Die Jukebox in Deutschland; VEB Kombinat Stern-Radio Berlin – Contura 2510 (1975): Kofferheulen und Grubenlampen. Das Kofferradio in der DDR; Sony Stereo Cassette Player WM-2 (1980): Das Walkman-Fieber greift um sich; Grundig HiFi-Serie 5500 (1992): Komponentenanlage der oberen Mittelklasse; JBL Flip 5 (2019): 
Brüllbricketts. Mobile Bluetooth-Lautsprecher der 2010er-Jahre. In: Burkhart, Benjamin et al. (Hg.), Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann, S. 369–388, 389–406, 407–428, 429–451, 453–475, 477–504, 505–526, 527–552.

Burkhart, Benjamin (2021). Hinter den Kulissen. Historische Produktionskulturforschung zu Musikabspielgeräten. In: Dörfling, Christina et al. (Hg.), Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur. Münster: Waxmann, S. 133–160.

Burkhart, Benjamin/Keeken, Alan van (2021). Apple iPhone 5s (2013): All in One? Musik mobil erzeugen, speichern und wiedergeben. In: Burkhart, Benjamin et al. (Hg.), Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann, S. 555–582.

Burkhart, Benjamin/Jost, Christofer (2021). Ästhetische Praktiken und das Apparative in der Musik. Konzeptuelle und methodologische Skizzen zu einem interdisziplinären Forschungsfeld. In: Musiktheorie – Zeitschrift für Musikwissenschaft 36 (1) (= Themenheft »Musik und Technologie«, hg. von Christofer Jost/Martin Pfleiderer), S. 46–58.

Burkhart, Benjamin (2020). »Meisterwerke Schwarzwälder Präzision.« Musikabspielgeräte und die ›Verkörperung der Nation‹ in den 1950er Jahren. In: Ralf von Appen und Thorsten Hindrichs (Hg.), One Nation Under a Groove – »Nation« als Kategorie populärer Musik. Bielefeld: Transcript, S. 163–182.

Dörfling, Christina/Pfleiderer, Martin (2022): Bildmuster populärer Musik. Analyse von Schallplattencovern aus den 1950er bis 1990er Jahren. In: IMAGE. Zeitschrift für interdisziplinäre Bildwissenschaft, 36. (PDF)

Dörfling, Christina/Pfleiderer, Martin (2022). Patterns of Pop. The Visual Design of Amiga Record Covers as a Source for GDR Popular Music Historiography. In: Popular Music History, 14/2, S. 133–149.

Dörfling, Christina (2021). Cover – Album – Patent. Schutzhüllen und ihre Schutzrechte (1903–1946). In: Dörfling, Christina et al. (Hg.), Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur. Münster: Waxmann, S. 105–131.

Dörfling, Christina/Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.) (2021). Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur – Zur Einführung. In: Dörfling, Christina et al. (Hg.), Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur. Münster/New York: Waxmann, S. 9–23.

Dörfling, Christina (2021). Von der Liebe zum Hören. Direktschnitt, Direct Metal Mastering und die (Un-)Möglichkeit audiophiler Tonträger. In: Musiktheorie – Zeitschrift für Musikwissenschaft 36 (1) (= Themenheft »Musik und Technologie«, hg. von Christofer Jost/Martin Pfleiderer), S. 32–45.

Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (2022). Popmusikforschung. In: Thomas Mania, Christofer Jost und Martin Pfleiderer (Hg.), Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren. Dortmund: Ketterer, S. 69–79. (PDF).  

Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (2021). Audiowelten. Über den ästhetischen Eigenwert von Klangtechnologien und Musikmedien – zur Einführung. In: Burkhart, Benjamin et al. (Hg.), Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann, S. 7–15.

Keeken, Alan van (2022). Der Klang des Schlagers: Phonomusikologie als Zugang zu einem »zeitlosen« Format. In: Johannes Müske und Michael Fischer (Hg.), Schlager erforschen. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ein populäres Phänomen. Münster: Waxmann, S. 83–102.

Keeken, Alan van (2022). Hands On. Erfahrungen mit Substituten von Exponaten und Klanginstallationen aus vier deutschen Musikinstrumentenmuseen; Die Dinge zum Sprechen bringen. Artefaktanalyse als methodisches Werkzeug für Ausstellungen und Sammlungen zu populärer Musik. In: Mania, Thomas/Jost, Christofer/Pfleiderer, Martin (Hg.), Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren. Dortmund: Ketterer, S. 59–67, 81–93. (PDF)

Keeken, Alan van (2021). Hirschmann Flachstecker Dp 10 (ca. 1959): Rock’n’Roll durchs Röhrenradio; Dr. Böhm DnT/C (1972): Heimeliges Bastelvergnügen im Rhythmus der alten BRD; Vermona Formation 1 (1981):Elektronische Orgeln aus dem Musikwinkel; Michael Zähl CS-V Mischpult (1982/1989): Ein einzigartiger Aufnahmeraum und seine Schaltzentrale; Waldorf Microwave I (1990):Synthesizer-Sounds aus Rheinland-Pfalz für die Popwelt; Fender American Vintage, 57’ Stratocaster (2004):
 Die bekannteste Gitarre der Welt im Museum; Kemper Profiler Power Head (2017): Vorwärts in die Vergangenheit. Verstärkerrevolution aus Deutschland. In: Burkhart, Benjamin et al. (Hg.). Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann, S. 19–38, 39–64, 65–88, 89–117, 119–141, 143–164, 165–190.

Keeken, Alan van (2021). Kitschmaschinen? Die Heimorgel zwischen 1950 und 1980 am Beispiel der Modelle der Firma Dr. Böhm. In: Marina Schwarz (Hg), Das verdächtig Populäre in der Musik. Warum wir mögen, wofür wir uns schämen. Wiesbaden: Springer, S. 57–85.

Keeken, Alan van (2021). Sozio-technische Artefaktanalyse. Ein Zugang zur materiellen Kultur der populären Musik in Deutschland am Beispiel des Objektdossiers zum Flachstecker Dp 10 der Hirschmann GmbH & Co. In: Ernst Seidl und Cornelia Weber (Hg.), Spurenlesen. Methodische Ansätze der Sammlungs- und Objektforschung. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin, S. 61–71.

Keeken, Alan van (2021). Technostalgia und Digitalisierung. Der Kemper Profiler und die Remedialisierung des E-Gitarrenverstärkers. In: Musiktheorie – Zeitschrift für Musikwissenschaft 36 (1) (= Themenheft »Musik und Technologie«, hg. von Christofer Jost/Martin Pfleiderer), S. 19–31.

Keeken, Alan van/Grünewald-Schukalla, Lorenz (2021). Musiktechnologie und Marken: Boutique-Marken in der Effektgemeinschaft. In: Holger Schwetter, Michael Ahlers, Anita Jorí und Lorenz Grünewald-Schukalla (Hg.), Musik und Marken. Wiesbaden: Springer, S. 145–178.

Mania, Thomas (2022). Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren – zur Einführung; Sounds. Auditive Elemente in Museen und Ausstellungen. In: Mania, Thomas et al. (Hg.), Pop Up. Ausstellungen zu populärer Musik konzipieren und realisieren. Dortmund: Kettler, S. 7–16, 139–149. (PDF

Mania, Thomas (2021). Objekte der Popkultur erleben. Das rock’n’popmuseum in Gronau. In: Dörfling, Christina et al. (Hg.), Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und materielle Kultur. Münster: Waxmann, S. 237–262.

Niebling, Laura (2021). Bessie Smith: St. Louis Blues (1947):
 Die Schellackplatte als Sammlungsobjekt nach 1945; Ernst Neger: Geb’ dem Kind sein Nuddelche (1965):
 Aus dem Mainzer Karneval in eine Jukebox in Flensburg; Tonband 53 5011 (undatiert):
 Das Tonband, das junge Radio und die Schwarzhörer*innen in der DDR; Skyclad: The Wayward Sons of Mother Earth (1991):
 Vinyllangspielplatten und die Metal-Jugend auf dem Lande; Agfa Ferror Color 90 (undatiert):Internatpartys und Kassettenmädchen: das Mixtape als jugendliches Kommunikationsmittel; Bravo Hits 10 (1995):
 Das Jahrzehnt der Compilation-Discs. In: Burkhart, Benjamin et al. (Hg.), Audiowelten. Technologie und Medien in der populären Musik nach 1945 – 22 Objektstudien. Münster: Waxmann, S. 193–214, 215–243, 245–276, 277–308, 309–336, 337–365.

Niebling, Laura (2019). Musik speichern und sammeln. Zur Materialität und Medialität von Tonträgern. In: Auditive Medienkulturen. Magazin der AG Auditive Kultur und Sound Studies (open access).

Pfleiderer, Martin (2021). Transforming Musicology. Digitale Informationstechnologien und Musikforschung. In: Musiktheorie – Zeitschrift für Musikwissenschaft 36 (1) (= Themenheft »Musik und Technologie«, hg. von Christofer Jost/Martin Pfleiderer), S. 74–86.

Steinhaus, Laura Marie/Jost, Christofer (2023). Von ›besonderen‹ Dingen erzählen. Selbst- und Weltdeutungen in den Handlungsfeldern Herstellung, Vertrieb und Kuration von Musikwiedergabegeräten. In: Ralf von Appen und Peter Klose (Hg.), »All the things you are«. Populäre Musik und materielle Kultur. Bielefeld: Transcript. (im Erscheinen)

Rezensionen

Pfleiderer, Martin (2021). »Robert Fink, Melinda Latour and Zachary Wallmark (eds.), The Relentless Pursuit of Tone. Timbre in Popular Music«. New York: Oxford University Press 2018. In: Transposition. Musique et Sciences Sociales 9 (2021) (open access).

Keeken, Alan van (2021). »Thomas Fröhlich und Klaus Gertoberens, Musima – Gitarren für die ganze Welt: Ein Musikriese aus Markneukirchen und seine Geschichte 1954–2003/Guitars for the Whole World:: A Musical Giant from Markneukirchen and its History 1954–2003«. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 66/2, Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen, S. 304–305.