VEB Kombinat Stern-Radio Berlin – Contura 2510 (1975)

Foto: Klaus Polkowski

Kofferheulen und Grubenlampen –
Das Kofferradio in der DDR

1975 brachte der VEB Kombinat Stern-Radio Berlin das Kofferradio Contura 2510 auf den Markt. Sog. ›Kofferheulen‹ erfreuten sich in der DDR schon in den 1950er-Jahren großer Beliebtheit, und auch in den 1970er-Jahren erschienen fortlaufend neue Modelle, die häufig für jugendliche Nutzer*innen produziert wurden. So auch das Modell Contura 2510, das durch ein handliches Format und geringes Gewicht nicht nur mobilen Radiokonsum gewährleisten, sondern aufgrund eines speziellen Gimmicks insbesondere für Camping-Urlauber*innen attraktiv sein sollte: Die fest eingebaute Lampe versprach Orientierung im Dunkeln, und so konnte das Gerät nicht nur als Unterhaltungselektronikartikel, sondern auch als praktischer Alltagsbegleiter inszeniert werden. Wenngleich das Modell Contura 2510 hinsichtlich des technischen Stands nicht mit den meisten anderen zeitgenössischen Geräten aus volkseigener Produktion konkurrieren konnte, wurde hiermit doch ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen.

Das Dossier ist in drei Abschnitte geteilt. Sie können es mithilfe der Buttons entweder chronologisch oder thematisch lesen. Eine Infobox zu Werbung in der DDR bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

Objektbeschreibung

Momentan ist das Objekt Teil der Audiogeräte-Sammlung, die am Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt ist. Das Gerät gelangte über einen onlinebasierten Ankauf in die Sammlung, die Vorbesitzer*innen sind unbekannt. Es weist deutliche Gebrauchsspuren auf und wurde nicht professionell restauriert, befindet sich aber in funktionstüchtigem Zustand. Das Kofferradio hat einen quaderförmigen Körper, der zum Teil geschrägte Flächen und Kanten aufweist. An der Oberseite befindet sich das Element, das für diese Gerätegattung von essenzieller Bedeutung ist: Der Henkel, der in diesem Fall nicht flexibel verstellbar, sondern fest fixierter Teil des Gehäuses ist. Die Oberflächen bestehen aus Plastik und Acrylglas, sie weisen eine glatte, lediglich an der Vorderseite gelöcherte Struktur auf und zeichnen sich jeweils durch deutlich sichtbare Abnutzungsspuren, vorwiegend kleine Kratzer, aus. In den Löchern der vorderen Teiloberfläche sind überdies Schmutzeinlagerungen festzustellen. Das Gerät weist eine überschaubare Anzahl von Benutzerschnittstellen auf. Unter dem Henkel befinden sich vier Drucktasten: für die Ein- und Ausschaltfunktion (E/A), für die Inbetriebnahme der eingebauten Lampe (B) sowie für Mittel- (M) und Kurzwellenempfang (K). Auf der geschrägten Fläche unterhalb des Henkels ist die Rundfunkskala angebracht, auf gleicher Höhe befindet sich an der rechten Seite ein runder Abstimmregler. Unterhalb der Skala, links neben dem Produktschriftzug, befindet sich der Lautstärkeregler und auf der linken Seite ist ein Kopfhöreranschluss angebracht. Unter dem Abstimmregler ist die Lampe eingebaut, die allerdings nicht mehr funktionstüchtig ist. Wie die Drucktasten bereits erkennen lassen, ermöglicht das Gerät lediglich Mittel- und Kurzwellenempfang, während das ähnlich konstruierte Modell Contura 2500 auch für Ultrakurzwellenempfang konstruiert wurde. Es war mit 400 Mark auch deutlich teurer als das Modell Contura 2510 (250 Mark), konnte allerdings nicht mit einer integrierten Lampe aufwarten (vgl. Hein 2002: 111 f.). Dank dieser Lampe wurde das Contura 2510 in Fachkreisen auch als ›Grubenlampe‹ bezeichnet, das ›Löcherdesign‹, das die Front des Gerätes prägt, avancierte im Laufe der Jahre zum Erkennungsmerkmal der Geräte des VEB Kombinat Stern-Radio Berlin (vgl. Höhne 2013: 60).

Im Bestand des Zentrums für Populäre Kultur und Musik befinden sich zwei Werbeblätter, die das Modell Stern Contura 2510 in Szene setzen. Beide Druckerzeugnisse gehen auf die DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft) zurück, die in der DDR werbliche Aufgaben, u. a. die Verbreitung von Plakaten und Broschüren, erfüllte. Abbildung 1 zeigt die Vorderseite eines Werbeblatts. Hier sind mehrere in Tracht gekleidete Jugendliche beim Tanzen zu sehen, im Vordergrund ist das beworbene Kofferradio abgebildet. Durch den gewählten Winkel lässt sich die Taschenlampe – immerhin das Alleinstellungsmerkmal des Geräts – gut erkennen. Die Ausführungen auf der Rückseite helfen bei der Kontextualisierung dieser Abbildung. Unter der Überschrift »Folklore International« werden »die Gedanken an temperamentvolle Tänze und farbenfrohe Trachten« betont, der Radiosender Radio DDR IUP spiele immerhin »regelmäßig bekannte Musikensembles aus aller Welt« und »erfüll[e] damit viele Wünsche«. Denkbar ist hierbei der Bezug zu den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 in Ost-Berlin, zu denen sich etliche Tanz- und Musikensembles aus verschiedenen Nationen in der Hauptstadt der DDR einfanden. Dabei war den Organisator*innen auch an einer weltoffenen, progressiven und jugendfreundlichen Selbstdarstellung der DDR gelegen (vgl. Wesenberg 2007). Weiter unten ist zu lesen, es handele sich hierbei um einen »sehr bald bei der Jugend beliebten Kofferempfänger«, der in »Form einer modernen Tasche« konstruiert worden sei. Es zeigt sich, dass die Produktverantwortlichen um eine kosmopolitisch-juvenil konnotierte Inszenierung des Geräts bemüht waren.

Abb. 1: ​Stern-Contura 2510. Koffersuper mit 2 Wellenbereichen. Prospekt.
Foto: Bestand des Zentrums für Populäre Kultur und Musik

Das zweite Prospekt, das neben zwei Contura-Modellen noch die Stern-Radio-Modelle Dynamik 2220 IC und Garant bewirbt, hebt die technischen Qualitäten der Geräte hervor (Abb. 2). Die modernen Koffergeräte aus Berliner Fertigung trügen den »hohen Ansprüchen an moderne Technik Rechnung«, insbesondere sei es wichtig, »unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort aus erster Hand gut informiert und vielseitig unterhalten zu sein«. Beim Contura 2510 handele es sich um einen »attraktiven Batterie-Kofferempfänger«, das Modell 2500 sei dessen »technische Weiterentwicklung«. Bezüglich der anderen beiden Geräte werden die technischen Vorzüge stärker betont. Die Übersicht über die technischen Daten verdeutlicht, dass das Modell 2510 hinsichtlich der Wellenbereiche und der Leistungsaufnahme nicht mit den übrigen Geräten konkurrieren konnte. Offenbar sollte das in technischer Hinsicht reduzierte, dafür aber günstige Modell in erster Linie für junge Käufer*innen attraktiv sein.

Abb. 2: ​​Stern-Contura 2510. Koffersuper mit 2 Wellenbereichen. Prospekt.
Foto: Bestand des Zentrums für Populäre Kultur und Musik

Dies spiegelt sich auch in Kommentaren einschlägiger Magazine wider. In der Zeitschrift Kultur im Heim wurde 1976 proklamiert, dass die »Formgebung insbesondere Jugendliche ansprechen« (Pause 1976: 40) werde, zugleich betonte man das schlichte Design: »Die optische Wirkung der Bedienelemente wurde weitgehend gemindert, der verhältnismäßig groß gewählte Abstimmknopf tritt praktisch nur als Dekor hervor« (ebd.). Die FDJ-Zeitschrift Jugend und Technik befand, es handele sich bei den Modellen Contura 2510 und 2500 um »zwei neue attraktiv gestaltete Reiseempfänger« (Anonym 1975c: 1040) und stellte fest: »Die Lautsprecherblende wurde ohne zusätzliche Dekorelemente als Rasterung des Gehäuses ausgeführt« (ebd.). In der Tageszeitung Neues Deutschland wurde ebenfalls betont, durch das Gerät würden »in erster Linie Jugendliche angesprochen, was auch die äußere Gestaltung unterstreicht« (Naumann 1977: 13). In den Artikeln wurden also primär die Portabilität, der niedrige Preis und das schlichte Design hervorgehoben – augenscheinlich sollten diese Qualitäten das Gerät für die Jugend interessant machen.

infobox Werbung in der DDR

Abbildung 1 zeigt das Modell Contura 2510 in einem potenziellen, allerdings werbetypisch überzeichneten Nutzungszusammenhang – es handelt sich um eine klassische Produktinszenierung. Indes geht diese Darstellung nicht auf einen nach kapitalistischen Funktionslogiken produzierenden Konzern zurück, sie entstand unter sozialistischen Rahmenbedingungen. Derlei Quellen sind Zeugnisse der Werbemaßnahmen in der DDR, die bis zur Wiedervereinigung unter sich wandelnden Vorzeichen vorangetrieben wurden. Angesichts des sozialistischen, und damit dezidiert antikapitalistischen politischen Systems der DDR mag es zunächst erstaunen, dass Produkte überhaupt in dieser Weise inszeniert resp. beworben wurden. Hierzu die Kulturwissenschaftlerin Ina Merkel:

Die Frage nach einer Konsumkultur in der DDR, nach Werbung und Marktforschung erscheint auf den ersten Blick absurd, gelten die sozialistischen Gesellschaften doch als Mangel- oder Bedarfsdeckungsgesellschaften, in denen es auf elementarer Ebene um Versorgung, aber nicht im modernen Sinne um Konsum ging. (Merkel 2004: 6)

Dennoch, so Merkel weiter, wurden in der DDR verschiedenste Werbemaßnahmen ergriffen, wenngleich dem Kapitalismus eine Absage erteilt werden sollte. Konkurrenzwerbung war zu vermeiden und Bedürfnisse, die ggf. nicht befriedigt werden konnten, sollten erst gar nicht geweckt werden. Auf der anderen Seite bot Werbung aber auch die Möglichkeit, überhaupt erst auf Produkte aufmerksam zu machen und auf diese Weise Wohlstand und Wirtschaftskraft im Sozialismus zu demonstrieren (vgl. ebd.: 12). In den späten 1950er-Jahren hatte sich in der DDR eine »spezifische Werbestruktur« (Tippach-Scheider 1999: 6) herausgebildet. In der Berliner Fachschule für Grafik, Druck und Werbung wurden eigens Werbefachleute ausgebildet, sodass das Werbetreiben institutionalisiert und professionalisiert werden konnte (vgl. ebd.: 6). Eine wesentliche Rolle kam dabei der Deutschen Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft (DEWAG) zu, die 1945 gegründet wurde und sich in den 1950er-Jahren zum zentralen Werbedienstleister mit Sitz in Ost-Berlin und etlichen Betrieben in der ganzen DDR entwickelte (ebd.: 24–32). Im unteren Bereich von Abbildung 1 findet sich dementsprechend der Verweis auf die DEWAG. 1963 wurde mit dem Programm »Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung« eine Wirtschaftsreform eingeleitet, die die Institutionalisierung der Werbung weiter vorantrieb (vgl. ebd.: 6 f.). Den Höhepunkt erreichte das Werbetreiben in den Jahren von 1964 bis 1970. Einer Erhebung aus dem Jahr 1967 zufolge betrugen die Ausgaben für Werbung 0,6 % des Nationaleinkommens, was Werbeaufwendungen von etwa 30 Mark pro Kopf der Bevölkerung bedeutete – in Westdeutschland hingegen waren es zeitgleich ca. 180 D-Mark (vgl. ebd.: 22 f.).

Natürlich fand das Werbetreiben in der DDR aber unter besonderen Voraussetzungen statt. »Unter sozialistischen Eigentumsverhältnissen«, so Ina Merkel (2004: 12 f.), »wurde Werbung […] die Funktion zugeschrieben, aufklärerisch und bewusstseinsbildend zu wirken und erzieherischen Einfluss auf die Lebensweise auszuüben« (ebd.). Sozialistische Werbung war demzufolge »keine Konkurrenzwerbung, sie sollte auch nicht vordergründig zum Kaufen animieren, sondern vielmehr Leitbilder einer sozialistischen Lebensweise propagieren und dabei bedarfslenkend wirken« (Merkel 2009: 300). Produktinszenierungen sollten demnach die Erfolge und Leistungskraft des Sozialismus signalisieren und gleichsam für die volkseigene Wirtschaft werben (vgl. Merkel 2004: 13). Was in ausreichender Menge produziert werden konnte, wurde infolgedessen intensiv beworben. Bestanden hingegen Versorgungsmängel, durften die fehlenden Produkte auch nicht werblich präsentiert werden, um keine falschen Erwartungen zu wecken (vgl. ebd.; siehe außerdem Altendorfer 2004: 52). Mithilfe der Werbung sollte also vielmehr eine positive Einstellung gegenüber den volkseigenen Betrieben bewirkt werden, weswegen in diesem Zusammenhang auch über die leistungsstarken Kollektive und die beteiligten Wissenschaftler*innen, Konstrukteur*innen und Arbeiter*innen informiert wurde (vgl. Tippach-Schneider 1999: 12). Im Unterschied zur westlichen Werbung lassen sich die Werbemaßnahmen in der DDR daher gewissermaßen als »Produktaufklärung« (Merkel 2004: 13) auffassen.     

Ende der 1960er-Jahre setzte sich allerdings in Regierungskreisen die Überzeugung durch, dass Werbung keinen ökonomischen Nutzen habe, darüber hinaus in politischer Hinsicht äußerst kritikwürdig und kulturell sogar schädlich sei (vgl. ebd.: 15):

Die Werbung vermittelte ein Bild modernen Lebens und weckte damit Erwartungen und Ansprüche. Anfang der siebziger Jahre wurde deshalb die Werbung immer mehr eingeschränkt. Zunächst durfte nur noch beworben werden, was es auch zu kaufen gab, und 1976 stellte das Werbefernsehen schließlich seine Sendung ein. (Merkel 2009: 300 f.)

1975 wurde Werbung durch den Ministerrat der DDR praktisch verboten, erlaubt waren nunmehr ausschließlich Werbemaßnahmen für »Materialökonomie, Gesundheitsschutz, Versicherung, Kulturpolitik, Produktionspropaganda und Lotto« (Merkel 2004: 15). Für Konsumgüter durfte in den Massenmedien fortan nur noch geworben werden, sofern dies aus volkswirtschaftlicher Sicht dringend erforderlich erschien (vgl. Tippach-Schneider 1999: 42).

Das Cover der Zeitschrift Unser Rundfunk zierte im März 1959 eine junge Frau mit einem Kofferradio, dem Modell Rema Trabant. Die Illustrierte, die kurze Zeit später in FF dabei umbenannt wurde, zählte zu den reichweitenstärksten Medien der DDR. Die Präsentation des Modells Rema Trabant sorgte also zumindest dafür, dass diese Gerätegattung schon Ende der 1950er-Jahre von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden konnte bzw. zu dieser Zeit schon sehr bekannt war. Tatsächlich begann sich das Kofferradio schon in den frühen 1950er-Jahren in der DDR zu verbreiten, so kamen 1952 die ersten Geräte aus volkseigener Fertigung auf den Markt (vgl. Hein 2002: 6). Indes gestaltete sich die Produktion zunächst schwierig. Die benötigten Transistoren, die wesentlich leichter waren als Röhren und deshalb in portablen Geräten verbaut werden sollten, konnten in den Anfangstagen der DDR meist nicht in der gewünschten Qualität hergestellt werden. Infolgedessen mussten Fertigungsprozesse oft unterbrochen werden oder es wurde auf Importware aus der CSSR und Westdeutschland zurückgegriffen, bis sich schließlich – zu Beginn der 1960er-Jahre – die Transistorenproduktion qualitativ zu stabilisieren begann. Problematisch war auch die Herstellung von Batterien in der gewünschten Qualität. Schon bei den frühen Koffergeräten aus DDR-Fertigung wurde mit Batterien hantiert, die anfangs noch mit Pappe umhüllt waren, bevor Blechgehäuse zum Standard wurden. Die Batterien liefen häufig aus, zudem herrschte gerade in ländlichen Gebieten häufig Materialmangel. Erst in den späten 1970er-Jahren konnte der gewünschte Qualitätsstandard erreicht werden (vgl. Hein 2002: 70). Einzelne Geräte, etwa das Modell puck des VEB Funkwerk Halle, wurden in den Illustrierten sogar in Form kurzer Artikel behandelt. Die Zeitschrift Unser Rundfunk etwa berichtete über »den hübschen Kleinreisesuper« (Anonym 1959a: 27) und betonte, dass bei dieser Gerätegattung eine einfache Ausführung notwendig sei – denn das Modell ermöglichte lediglich Mittelwellenempfang. Auch westdeutsche Zeitschriften registrierten die DDR-Produkte bisweilen, vornehmlich die Funk-Technik im Rahmen ihrer jährlichen Berichte über die Leipziger Funkausstellung. Auch hier wurde das Modell puck, »ein kleiner röhrenbestückter Reiseempfänger« (Anonym 1959b: 674), hervorgehoben. Hier zeigt sich, dass selbst jene portablen Modelle, die Ende der 1950er-Jahre über die Grenzen der DDR hinaus Bekanntheit erlangten, noch mit Röhren betrieben wurden, bevor sich die Transistorisierung endgültig etablieren konnte. In den Folgejahren entwickelte sich die Koffergeräteproduktion stetig weiter, sodass Anfang der 1970er-Jahre zeitweise über 500.000 Exemplare in der DDR für den Eigenbedarf und den Export produziert wurden (vgl. Hein 2002: 81).

Der VEB Kombinat Stern-Radio Berlin tat sich von Beginn an mit der Produktion von Kofferradios hervor. 1952 ging das erste Gerät, das Modell 6 D 71, in Serie. Sodann wurde die Fertigung dieser Gerätegattung stetig vorangetrieben, in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde der Export von Kofferradios zunehmend wichtig für den Betrieb. Zum Ende der DDR war der VEB Kombinat Stern-Radio Berlin der einzige Betrieb, der noch Kofferradios produzierte (vgl. ebd.: 10–14; 56).

In Westdeutschland wurde das Kofferradio ebenfalls in den 1950er-Jahren äußerst populär. Da die Transistorisierung weniger schleppend als in der DDR vonstattenging, waren die Geräte bald leicht genug, um tatsächlich für den mobilen Gebrauch geeignet zu sein (vgl. Siegfried 2006: 97). Mitte der 1950er-Jahre entwickelte sich das Radio am Henkel zu einer prägenden Gerätegattung (vgl. Weber 2008: 85 f.), bereits 1960 war jedes dritte Radio in Westdeutschland tragbar (vgl. ebd.: 109) und Anfang der 1970er-Jahre hatte sich der ubiquitäre Gebrauch portabler Geräte fest etabliert (vgl. ebd.: 85 f.). Die Verbraucherzeitschrift Test stellte 1974 fest, dass 70 % der westdeutschen Haushalte über einen tragbaren Empfänger verfügten, ein Drittel davon sogar über zwei oder mehr (vgl. Anonym 1974: 252). Dabei hörten hauptsächlich Jugendliche tatsächlich mobil, und generell war Musik- und Radiohören die Freizeitbeschäftigung, der die Jugend am häufigsten nachging (vgl. Weber 2008: 132 f.).

Vonseiten der Phonobranche wurde schon früh eine jugendliche Zielgruppe anvisiert. Die Portabilität der Geräte war ein zentrales Kriterium für die Generierung eines Jugendmarktes, ermöglichte sie doch die aushäusige und damit von den Eltern unabhängige Nutzung. Koffergeräte wurden auch für junge Leute erschwinglich, die sodann den Eltern ausweichen und ungestört die gewünschten Programme hören konnten. Eine fest an räumliche Kontexte gekoppelte Nutzungschoreografie, wie sie etwa noch auf die Musiktruhe zutraf, wurde dadurch obsolet (vgl. Siegfried 2006: 103; Weber 2008: 129). Zugleich galt das Reisen im Westdeutschland der 1950er-Jahre als modern und schick, weswegen den portablen Geräten nicht nur eine juvenile, sondern auch eine progressive Konnotation anhaftete (vgl. Weber 2008: 98 f.).

Auch die DDR-Bevölkerung wurde im Laufe der 1960er-Jahre zunehmend mobiler, sodass für die Verbreitung des Kofferradios günstige Bedingungen vorherrschten (vgl. Hein 2002: 8). Nicht zuletzt wird dies durch das erwähnte Prospekt des VEB Kombinat Stern-Radio Berlin deutlich, das die Geräte explizit als »Radio Reisesuper« ausweist und den intendierten Nutzungskontext damit klar zur Sprache bringt.

Ein weiterer Punkt, der die hohe Akzeptanz der portablen Rundfunkgeräte erklärlich macht, ist, dass sie bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren als ›feminin‹ inszeniert wurden. Die Geräte verloren mehr und mehr ihre technizistische Konnotation und wurden eher als wohnliche Accessoires präsentiert (vgl. Weber 2008: 87 f.). Radios waren einfach zu bedienen und leicht zu transportieren. Dies könne, so suggerierte die Werbekommunikation, auch von Frauen bewältigt werden, während die schweren, technisch avancierten Gerätschaften für die Männer reserviert waren (vgl. ebd.: 93 ff.). Juvenil, progressiv, feminin: All diese Zuschreibungen lassen sich an der werblichen Inszenierung von Kofferradios in West und Ost nachvollziehen.

Etliche Produktinszenierungen von Kofferradios aus ostdeutscher Produktion finden sich in Versandhauskatalogen, die in der DDR von 1956 bis 1974 im ganzen Land verschickt worden waren (vgl. Kaminsky 1998). Auch Stern-Radios wurden in diesen häufig präsentiert, wobei noch in den frühen 1960er-Jahren eine eher ›nüchterne‹ Inszenierung präferiert wurde – so bspw. für das Modell Stern 2. Das Produkt ist auf dem Backcover der Frühjahr-/Sommer-Ausgabe des Katalogs des Versandhauses Leipzig aus dem Jahr 1961 zu sehen. Nebst einem weiteren handlichen Gerät – dem Ilmenau 210 –, drei Mittel-Super-Modellen und einem Tonbandgerät ist das Koffergerät am oberen rechten Bildrand platziert. Im Begleittext als »Volltransistorkoffer mit Kurz-, Mittel- und Langwellenbereich« ausgewiesen, ist der Stern 2 mit 350 Mark beinahe so teuer wie der Mittelsuper Sekretär 4. »Anspruchslos, jedoch für Anspruchsvolle das ideale Gerät«, so ist ferner zu lesen, und tatsächlich scheint es sich hierbei um ein vergleichsweise avanciertes und damit auch hochpreisiges Gerät gehandelt zu haben. Immerhin wurde bei der Fertigung die Volltransistorisierung gewählt, was Anfang der 1960er-Jahre noch nicht selbstverständlich war.

Während in dieser Darstellung eher die technischen Aspekte im Mittelpunkt stehen, sind auf vergleichbaren Bildern aus den 1970er-Jahren deutlich juvenile Inszenierungsstrategien zu erkennen (Abb. 3). Das Backcover des Centrum-Versandhaus-Katalogs (Frühjahr/Sommer 1972) präsentiert diverse portable Radios und Kassettenrecorder auf einer sattgrünen Rasenfläche zusammen mit drei Jugendlichen, die fröhlich in die Kamera blicken. Es handelt sich dabei ausschließlich um Stern-Geräte, die in verschiedenen Farben bunt in Szene gesetzt und als Produkte für die Jugend inszeniert werden. Es wird klar kommuniziert, dass die Geräte auch im Freien, und damit fern von den Eltern, genutzt werden können. Ein Jahr später präsentierte der Centrum-Katalog wiederum diverse Stern-Geräte, diesmal allerdings mit Verweis auf die FDJ (Freie Deutsche Jugend), also die staatlich geförderte Jugendorganisation der DDR. Immerhin, so proklamiert der Begleittext, hätten »die Jugendlichen des VEB Stern-Radio einen maßgebenden Anteil« an der Entwicklung der hier präsentierten Geräte gehabt. Neben den Stern-Produkten wird in diesem Fall auch Importware aus der Sowjetunion und aus Rumänien präsentiert. Das Konsument Versandhaus wiederum präsentierte in der Herbst-/Winter-Ausgabe 1972/73 des eigenen Katalogs verschiedene Stern-Geräte ­– nebst dem UdSSR-Kleinempfänger Orljonok –, denen zielgruppengerecht Produktnamen wie Hobby, Party und Club gegeben wurden. Das Modell Stern-Elite N de Luxe wird zusammen mit einer jungen Frau im Freien, vermutlich auf dem Dach eines Autos, präsentiert.

Portabilität und die Verknüpfung mit jungen Frauen standen also auch im Zentrum der ostdeutschen Produktkommunikation. Zugleich wurde bisweilen aber auch die technische Komponente hervorgehoben, wie insbesondere der Verweis auf die Leistungen der Jugend in der Gerätekonstruktion zeigt. Passenderweise waren Kofferradios auch immer wieder ein Thema in der Zeitschrift Jugend und Technik, die unter der Ägide der FDJ produziert wurde. Stern-Radios kamen dabei häufig zur Sprache, bspw. das Modell Trophy 1800. Der Testbericht beginnt mit folgenden Worten: »Endlich, stimmten wir im Käuferchor mit ein, wird in unseren Geschäften wieder ein Portable angeboten« (Zielinski 1975: 175). Im Tonfall der Erleichterung wird zu erkennen gegeben, dass nur selten neue Kofferradiomodelle auf den Markt gebracht wurden. Allerdings zeichneten gerade die Kataloge der Versandhäuser ein gänzlich anderes Bild und suggerierten durch die regelmäßige Präsentation diverser Geräte ein reichhaltiges Angebot. Häufig wurden in Jugend und Technik die technischen Möglichkeiten der Geräte thematisiert, bspw. »der Empfang stereophoner Rundfunksendungen auf UKW« (Anonym 1975a: 398) mit dem SRE 100 des VEB Messgerätewerk Zwönitz. Derlei Koffergeräte oder auch Radiorecorder wie das Modell anett IS von VEB Antennenwerke Bad Blankenburg/Kombinat Stern-Radio Berlin (vgl. Anonym 1976a: 1013) wurden als avancierte Elektronikartikel präsentiert, während das 2510 eher als raffiniert gestalteter Gebrauchsgegenstand aufgefasst wurde. Auch die Berichte über vergleichbare Geräte aus den sozialistischen Nachbarländern (bspw. über Linda des Herstellers Unitra) fokussierten insbesondere technische Aspekte (vgl. Anonym 1976b: 746). Somit lassen sich im Ganzen hinsichtlich der Produktinszenierung in West- und Ostdeutschland deutliche Parallelen feststellen. Auch DDR-Geräte wurden in betont juvenilen und progressiven Settings präsentiert. Doch gab es auch graduelle Unterschiede, wenn etwa Medien wie die Zeitschrift Jugend und Technik, die sich schließlich auch an eine jugendliche Leserschaft richtete, den Akzent auf das technische Raffinement legten. 

Abb. 3: ​Centrum Versandhaus Katalog Frühjahr/Sommer 1972. Backcover.
Foto: Deutsche Nationalbibliothek Leipzig

Doch nicht nur in Jugendzeitschriften, sondern auch in der Tagespresse waren Kofferradios fortlaufend ein Thema. 1978 erschien in der Tageszeitung Neue Zeit ein Artikel, der über die besonderen Fertigungsbedingungen des Stern Contura berichtete (vgl. Anonym 1978). Die Rede ist dabei von besonderen Initiativen für fundierten polytechnischen Unterricht an Berliner Schulen, im Rahmen derer Schüler*innen der 9. und 10. Klasse verantwortungsvolle Aufgaben in verschiedenen Betrieben übernehmen sollten. 20 Klassen aus Berlin-Weißensee, so wird es im Artikel beschrieben, wurden in diesem Zusammenhang in den Räumlichkeiten von Stern-Radio Berlin mit der Fertigung der Contura-Modelle betraut und sollten die Montage von Einzelteilen sowie die Zwischen- und Endkontrolle übernehmen. Insgesamt seien auf diese Weise ca. 15.000 Geräte gefertigt worden und den Schüler*innen sei dabei eine optimale Berufsvorbereitung zuteilgeworden.

Der Artikel verdeutlicht, dass technische Artefakte wie Kofferradios bisweilen an politische Intentionen gekoppelt wurden, etwa die herausragenden Leistungen der volkseigenen Betriebe oder den Nutzen der Geräte für die Gesellschaft hervorzuheben. In diesem Fall galt das Lob der Leistungsfähigkeit der Schüler*innen und der Betriebe sowie der technischen Qualität der produzierten Geräte. Dies war kein Einzelfall, denn in der Berliner Tagespresse wurden Mitte der 1970er-Jahre fortlaufend Artikel über Stern-Radio veröffentlicht, die den Betrieb ins rechte Licht rücken sollten.

In einigen dieser Artikel wird betont, die Betriebe hätten alles daransetzen müssen, den Bedarf der Bevölkerung an Konsumgütern, also auch an Unterhaltungselektronik, zu decken. Bisweilen kamen dabei auch leitende Mitarbeiter von Stern-Radio selbst zu Wort, so bspw. Bruno Hinz: »Jeder bei uns weiß, welch hoher Bedarf nach hochwertigen Reiseempfängern besteht. Diesen Wünschen nach besten Kräften zu entsprechen, ist unser Anteil bei der Erfüllung der Hauptaufgabe« (zit. n. Münchberg 1974: 3). Oskar Mater, Mitte der 1970er-Jahre zeitweilig Kombinatsdirektor des VEB Kombinat Stern-Radio, verfasste sogar einen ganzen Artikel, in dem er konstatiert:

Aus den Entwürfen des Parteiprogramms und der Direktive für 1976 bis 1980 leiten wir für unser Kombinat zwei wesentliche zusammenhängende Aufgaben ab. Sie bestehen darin, zur weiteren Verbesserung eines bedarfsgerechten Angebotes von elektronischen Konsumgütern beizutragen und zugleich ihre Produktion wesentlich effektiver zu gestalten. […] Ein gutes, sich ständig verbesserndes Angebot an qualitativ einwandfreien, funktionssicheren Konsumgütern ist ein außerordentlich wichtiger Beitrag für die Hauptaufgabe. Es gibt kaum einen Haushalt in unserer Republik, in dem unsere Erzeugnisse nicht täglich ihre Bewährungsprobe zu bestehen haben. (Mater 1976: 3)

An anderer Stelle wurde betont, den Werktätigen der Elektroindustrie käme eine herausragende Rolle hinsichtlich der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu (vgl. Anonym 1977: 3), immerhin gehörten technische Konsumgüter, ob »Kühlschrank oder Waschmaschine, Staubsauger oder Stereo-Anlage« (Schmida 1977a: 3), selbstverständlich »zum Leben, zu unseren Bedürfnissen und Wünschen« (ebd.). Dementsprechend habe man für technische Qualität und ein ansprechendes Äußeres der Geräte zu sorgen (vgl. Schmidt 1977a: 3), was sich auf die prägnante Formel »[m]odern in der Form, rein im Klang, praktisch in der Handhabung« (Anonym 1975b: 1) habe bringen lassen. Gerade in der Produktion bei Stern-Radio Berlin sei man den Grundsätzen der Regierung gefolgt, wie in einem kurzen Artikel über die Qualitätsansprüche des Betriebs deutlich wird:

Unsere Verpflichtung entspricht dem Entwurf des Parteiprogramms der SED, in dem es heißt: »Zur sozialistischen Lebensweise gehört, die eigene Verantwortung für die übertragenen Aufgaben in vollem Umfang wahrzunehmen. Das ist die Voraussetzung für schöpferisches Mitarbeiten, Mitplanen und Mitregieren, worin die sozialistische Moral ihren höchsten Ausdruck findet«. (Anonym 1976c: 3)

Ein wesentliches Ziel dieser staatlich gelenkten Berichterstattung bestand offenbar darin, die Kollektive in der DDR zu loben und damit die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen und Betrieben hervorzuheben, die letztlich als Garanten für die hohe Leistungsfähigkeit und Qualität gesehen wurden. »Entwicklungsingenieure, Technologen, erfahrene Produktionsarbeiter« (Münchberg 1974: 3) hätten dabei zusammenarbeiten müssen, wie auch Stern-Radio-Direktor Gerhard Immisch (1978: 3) betonte: »Qualitätsarbeit am Erzeugnis beginnt also bereits mit der Gerätekonzeption in der Entwicklung und ist erst abgeschlossen, wenn die produzierten Geräte beim Kunden zuverlässig funktionieren«. Überdies könne der Betrieb nur qualitativ hochwertige Geräte produzieren, wenn auch die Zulieferer entsprechende Qualität zur Verfügung stellen (vgl. Pulster 1978: 3; Schmidt 1977a: 3; Schnakenburg 1977: 3).

Um derlei Äußerungen zu den hohen Qualitätsstandards zu fundieren, wurden in der Tagespresse kurze Reportagen veröffentlicht, die ausgewählte Mitarbeiter*innen von Stern-Radio porträtierten. Die Arbeiter*innen wurden dabei als hochmotivierte und technisch versierte Fachkräfte präsentiert, die ihre Arbeit wiederum nur aufgrund des Ineinandergreifens unterschiedlicher Industriezweige und Fertigungsabteilungen fachgerecht erledigen können (vgl. Schmidt 1977a: 3; Schmid 1977b: 3). Besonderer Wert wurde auf die Schilderung der hohen Arbeitsmoral gelegt. Die Stern-Radio-Mitarbeiterin Bärbel Schmidt wird wie folgt zitiert:

Wer ein Kofferradio von uns kauft, soll zufrieden sein. Dafür produziere ich Qualität und verlange es von anderen auch. Wenn ich mir z. B. eine Waschmaschine anschaffe, soll sie funktionieren. Dafür sind ihre Hersteller verantwortlich wie wir für unsere »Sterne«. Das muß einem jeden Tag bewußt sein. (Zit. n. Schmid 1977c: 3)

Sie sei zudem »[i]mmer pünktlich am Arbeitsplatz« (zit. n. ebd.), und so müsse »jeder im Kollektiv handeln, dann kommen wir schon auf unsere Kosten« (zit. n. ebd.). Dem Mitarbeiter Thomas Schädlich zufolge wollten Stern-Mitarbeiter*innen schlichtweg »gute Arbeit leisten« (zit. n. Schmid 1977c: 3), sodass »am Ende mehr für ihren Betrieb und für die Gesellschaft herauskommt. Auch hier offenbart sich: Je konkreter die Aufgaben für das Kollektiv, desto größer der Beitrag, den jeder einzelne dazu leisten kann und will. Das ist ein Anspruch an die Arbeit der Leitung des Betriebes« (zit. n. ebd.). Gerade die hart arbeitenden Frauen seien dabei ein Vorbild gewesen, hätten sie sich doch stets für die »tägliche Erfüllung der Planaufgaben« (Schmid 1978: 4) eingesetzt. Um die angenehme Arbeitsatmosphäre hervorzuheben, wurden auch Artikel veröffentlicht, die spezifische Annehmlichkeiten für die Mitarbeiter*innen betonten – etwa eine reichhaltige »Vitamin-Bar« (Sehaulies 1975: 8) und das vielseitige Programm des »Arbeitstheater[s]« (Heidicke 1975: 7).

Manche dieser Artikel lesen sich aber auch wie reine Produktbeschreibungen, etwa ein Text von Gunter Rath (1974). Hier werden ausschließlich die Auto- bzw. Kofferradiomodelle Stern-Touring und Stern-Trophy in ihrer Funktionsweise beschrieben und für ihre technische Qualität gelobt. Es existieren sonach deutliche Parallelen zwischen den Prospekttexten zum Contura und den zeitgenössischen Medienberichten. Raths Artikel wirkt wie ein Werbetext oder zumindest wie eine Produktinformation und nicht wie eine journalistische Kritik. Gewissermaßen spiegelt sich auch hier die »Produktaufklärung« (Merkel 2004: 13) wider, wie sie in der DDR-Werbung betrieben wurde. Die Zeitungsartikel dienten offenbar sowohl der Bekanntmachung neuer Geräte als auch der Glorifizierung der sozialistischen Produktionsbedingungen. Vermittelt über die technischen Artefakte, ihre werbliche Inszenierung und die journalistische Aufbereitung der Herstellungsbedingungen wurde folglich politische Agitation betrieben.  

Nachdem im Januar 1975 die Anordnung zum sparsamen Einsatz materieller und finanzieller Fonds für Werbung und Repräsentation erlassen worden war, konnte Werbung für Konsumgüter nur noch dann erfolgen, wenn sie als volkswirtschaftlich höchst relevant erachtet wurde. Produktinszenierungen, wie sie sich in den Prospekten und Werbeblättern der DEWAG und in den Versandhauskatalogen fanden, verschwanden daher sukzessive aus der DDR-Medienlandschaft (vgl. Gries 2003: 261 ff.). Dies tat der Beliebtheit der Kofferradios indes keinen Abbruch. Noch in den 1980er-Jahren wurden in der DDR zwischenzeitlich über 300.000 einschlägige Exemplare pro Jahr verkauft, zusätzlich importierte man jährlich mitunter ca. 20.000 Stück aus anderen RGW-Staaten (vgl. Hein 2002: 81). Auch die Contura-Modelle hielten sich bis in die 1980er-Jahre, wenn auch nicht mehr unter der Ägide des VEB Kombinat Stern-Radio Berlin. Ende der 1970er-Jahre wurden zahlreiche Contura 2500-Exemplare für die CSSR hergestellt und dort unter dem Namen Tesla Contura 2500 vertrieben. Im selben Zeitraum wurden die Contura-Modelle sodann an den VEB EAW Treptow abgegeben, wo sie noch bis 1986 gefertigt wurden.

DAS DOSSIER WURDE VERFASST VON BENJAMIN BURKHART.

Quellen

Literatur:
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Abbildungen

Abb .1: Stern-Contura 2510. Koffersuper mit 2 Wellenbereichen. Prospekt. Bestand des Zentrums für Populäre Kultur und Musik.
Abb. 2: Stern-Contura 2510. Koffersuper mit 2 Wellenbereichen. Prospekt. Bestand des Zentrums für Populäre Kultur und Musik.
Abb. 3: Centrum Versandhaus Katalog Frühjahr/Sommer 1972. Backcover. Deutsche Nationalbibliothek Leipzig.